Über dreißig Lehrende und Studierende des legendären Bauhauses, eine Schule für Kunst und Gestaltung, wirkten seit den 1920er- bis in die 1960er-Jahre auf unterschiedliche Weise in Krefeld.
Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die Samt- und Seidenindustrie die gestalterische Avantgarde der 1920er-Jahre nach Krefeld geholt hat.
Durch die Zerstörung des Bauaktenarchivs der Stadt Krefeld im Zweiten Weltkrieg ist die lokale Architekturforschung bis 1945 sehr erschwert. Trotzdem konnte das Schaffen einiger Architekten und ihrer Büros rekonstruiert und zugänglich gemacht werden.
Ein kurzer Blick in die Biografien dieses Guides zeigt, dass wesentlich weniger Frauen als Männer dort aufgeführt sind. Den über sechzig Architekten, Fabrikanten und Auftraggebern stehen drei Designerinnen, zwei Auftraggeberinnen, eine Fabrikantin und immerhin eine Architektin gegenüber, die 1968 am Entwurf eines Teepavillons beteiligt ist.
„Es ist heute nun auch in Deutschland nicht mehr nötig, das Daseinsrecht der neuen Baukunst zu verteidigen. Jedermann weiß nunmehr, daß die neue Bewegung nicht nur eine Mode ist, sondern daß sie tieferen Ursachen entspringt. […] die neue Baukunst befindet sich nicht mehr in der Opposition, sie ist auf dem Wege offiziell zu werden. Wird sie diese Verantwortung tragen können?“10Hugo Häring, Neues Bauen. In: Moderne Bauformen 1928 S.329
Das Stadtbild von Krefeld prägen in erster Linie die lokalen Architekten, allein schon durch die Vielzahl ihrer Bauten. Zugleich gibt es markante Architekturen von Architekten, die nicht in Krefeld ansässig waren und einen weit über das Regionale hinausgehenden Wirkungskreis hatten.
Der fulminante Neustart der Seidenindustrie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde vor allem im Neubau der Textilingenieurschule von Bernhard Pfau sichtbar. Die Meterlange gläserne Vorhangfassade mit futuristischer Auskragung sollte als Schaufenster der Seidenindustrie der Welt zeigen, dass Fortschritt und Innovation hier (weiterhin) das Geschehen bestimmten.