Itten, Johannes

[1888–1967]

Johannes Itten um 1930 (BHA)

Unter den Bauhäuslern, die in Krefeld als Lehrkräfte tätig waren, ist Johannes Itten ohne Zweifel der bedeutendste gewesen. Seine erste Kunstschule gründete Itten 1916 in Wien, wo er auch Walter Gropius kennenlernte. Nach Gründung des Bauhauses berief Gropius ihn nach Weimar, wo er die Vorlehre maßgeblich konzipierte und aufbaute. Er gilt als zentrale Figur der Bauhaus-Pädagogik. 1923 verließ Itten das Bauhaus wegen inhaltlicher Differenzen, nachdem Gropius die Schule wirtschaftlich-technisch auszurichten begann. Nach einer kurzen Zeit in Herrliberg nahe Zürich, wo er eine Kunstschule mit Weberei errichten wollte, baute er ab 1926 die „Itten-Schule“ in Berlin auf, die sehr erfolgreich wurde; somit machte er auch in Industriellenkreisen auf sich aufmerksam. Eine der Töchter von Hermann Lange hospitierte hier.

1931 wurde Itten als Leiter der neu gegründeten Schule für Flächenkunst nach Krefeld berufen, die im Januar 1932 den Unterricht in der Räumen der Webeschule aufnahm. Er wohnte seit 1935 mit seiner Familie in der Steinstraße 159 , von wo aus er zu Fuß entlang des Stadtgartens zur Webeschule am Lewerentzplatz gehen konnte. 1938 war Hans Volger kurzzeitig sein Nachbar. 

Die Ergebnisse der Schule wurden von der Industrie positiv bewertet, zahlreiche Absolventen und Absolventinnen fanden bei Textilunternehmen eine Anstellung, insbesondere bei der Verseidag. Das änderte sich 1938. Während Itten sich 1937 im Rahmen der NS-Leistungsschau der deutschen Textilindustrie in Berlin noch mit seiner Schule präsentieren konnte und sich in einem Katalogbeitrag sprachlich sogar an die NS-Terminologie anlehnte, stellten in der Folge maßgebliche Stimmen aus der gesamtdeutschen Textilindustrie den Erfolg der Schule grundsätzlich infrage. Im Herbst 1937 erhielt Itten seine Kündigung, die Flächenkunstschule stellte Anfang 1938 den Betrieb ein. Ihre Aufgabe übernahmen seit Herbst 1938 die neu eingerichteten Ausbildungsklassen an der Höheren Fachschule für Textilindustrie, seit 1939 unter der Leitung eines anderen Bauhäuslers, Georg Muche. Dass Itten wegen seiner Zugehörigkeit zum Bauhaus oder seiner Schweizer Staatsangehörigkeit gekündigt wurde, wie es in mehreren Biografien wiederholt wird, bestätigen die Quellen nicht.

Nach einer kurzen Station in den Niederlanden wurde Itten 1938 Direktor der Kunstgewerbeschule in Zürich. Hier übernahm er 1943 die Leitung der Textilfachschule. Von 1952 bis 1956 war er Direktor des neu gegründeten Museum Rietberg für außereuropäische Kunst und Kultur in Zürich.1Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 353 f.2Christopher Oestereich, Werkkunst – Bauhaus – Industrie. Bauhäuslerinnen und Bauhäusler und die Entwicklung der Gestalterausbildung in Krefeld 1930–1970, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 220–265

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