Eiermann, Egon — Verseidag Hauptverwaltung

Details

Adresse Konrad Adenauer-Platz 17
Baujahr 1950−1957
Architekt Egon Eiermann (1904−1970)
Auftraggeberin Verseidag 
Heutige Nutzung Stadtverwaltung Krefeld

Haupteingang mit Vordach, Zustand 2021
Verwaltungsbau nach der Fertigstellung 1950er-Jahre
Flacher Verwaltungsbau mit Vorfahrt und Hochhaus
Verwaltungsbau mit Hochhaus während der Errichtung 1950er-Jahre
Haupteingang mit Vordach, Zustand 2021
Verwaltungsbau nach der Fertigstellung 1950er-Jahre
Flacher Verwaltungsbau mit Vorfahrt und Hochhaus
Verwaltungsbau mit Hochhaus während der Errichtung 1950er-Jahre

Wir sind Avantgarde! Mit diesem Anspruch setzte die Vereinigte Seidenwebereien AG nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Strategie fort, die Gestaltung von Produkten und Gebäuden als wichtigen Bestandteil ihres wirtschaftlichen Erfolgs zu werten. Sie beauftragten 1950 Egon Eiermann mit der Planung ihrer Hauptverwaltung, nachdem Mies van der Rohe die Ausführung seines Entwurfs von 1937 ausgeschlossen hatte.

Bereits in den 1930er-Jahren war Eiermann mit Industriebauten hervorgetreten. Eines seiner Wohnhäuser war Ludwig Mies van der Rohe in Berlin aufgefallen. Mies soll Eiermann seinen ehemaligen Klienten in Krefeld empfohlen haben.1Wulf Schirmer (Hg.), Egon Eiermann 1904–1970. Bauten und Projekte, Stuttgart 1993 S. 95–97

Eiermanns Kombination von Flach- und Hochbau wird im Verwaltungsbau zum modernen Klassiker. Die reduzierten Formen, das Flachdach, die Verwendung von Glas und Beton sowie die Rasterfassade verweisen auf das Neue Bauen. Der Bauhäusler Erich Holthoff, der seit 1934 in der Bauabteilung der Verseidag tätig war, übernahm bei diesem Projekt die Bauleitung. 

Die ehemalige Hauptverwaltung der Vereinigte Seidenwebereien AG ist ein typisches Beispiel für die Nachkriegsarchitektur der 1950er-Jahre: die Anhebung des Erdgeschosses und die dünnen weißen Stahlfensterrahmen über dunkel gefliesten Brüstungen vermitteln einen schwebend leichten Charakter. Sie stehen auch für den Stil Eiermanns, der den schweren Beton ablehnte und den klaren schlanken Stahl bevorzugte: Träger und Getragenes berühren sich beim weit auskragenden Vordach mit dünnen Rundstützen über der Eingangstreppe nur minimal.2Wolfgang Pehnt, Deutsche Architektur seit 1900, München 2006, S. 303 u. 320 Ein dreigeschossiger, vollständig verglaster Gang schließt dahinter an und verbindet den Querriegel mit dem Hochhaus. Es ist vielleicht eine Hommage an die ursprünglichen Pläne von Mies, der eine ähnliche Lösung vorgesehen hatte.

Die Büros der Unternehmensleitung befanden sich im vorgelagerten, dreieinhalbgeschossigen Querriegel mit Schmetterlingsdach und einem leicht aus der Mitte gerückten Eingang. Eine freitragende, um eine Spindelwand geschwungene Treppe im Inneren ist ebenso wie die Böden aus grünem Kleinmosaik kennzeichnend für die helle Leichtigkeit der Eiermann’schen Gestaltung.

Ein Glasgang verbindet den niedrigen Verwaltungsbau mit dem neungeschossigen, flachgedeckten Hochhaus. Hier waren pro Etage je eine Abteilung des Unternehmens mit Verwaltung und Versand untergebracht. Seine oberste, leicht zurückspringende Etage beherbergt das Casino mit Panoramafenstern und umlaufender Terrasse. An der Außenfassade von Hochhaus und Querriegel verwendete Eiermann Keramikfliesen. Als sie sich zu lösen begannen, erhielt der Hochbau eine Verkleidung aus Blechen. Zum Ensemble gehört noch eine Fahrradhalle mit Schmetterlingsdach.3Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996, Nr. 80

Hochhaus mit Treppenturm und Glasgang, Ansicht aus SO
Verwaltungstrakt mit Glasgang, Treppenturm und Hochhaus
Vorfahrt mit Kragdach 1950er-Jahre
Hochhaus um 1958 (Architekturbüro K.H. Eick)
Firmenlogo um 1958 (Architekturbüro K.H. Eick)
Hauptverwaltung um 1958 (Architekturbüro K.H. Eick)
Ansicht aus SO um 1958 (Architekturbüro K.H. Eick)