Eiermann, Egon

[1904–1970]

Egon Eiermann

Egon Eiermann war einer der bedeutendsten deutschen Architekten, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Bauten für die Brüsseler Weltausstellung und als Professor an der TH Karlsruhe eine ganze Architektengeneration prägte. Ab 1951 realisierte er in Krefeld die neue Hauptverwaltung der Verseidag. Zeitgleich wurde er zum Wettbewerb für den Neubau der Textilingenieurschule eingeladen, den jedoch Bernhard Pfau gewann. 1954 erhielt er seinen dritten Auftrag aus der Krefelder Seidenindustrie: Für Josef Esters sollte er ein Wohnhaus für das Nachbargrundstück von Haus Esters  von Mies van der Rohe planen, da dieses von den britischen Besatzern genutzt wurde. Das Wohnhaus kam jedoch nicht zur Ausführung.1Wulf Schirmer (Hg.), Egon Eiermann 1904–1970. Bauten und Projekte, Stuttgart 1993, S. 94–97, 133

Nach dem Architekturstudium von 1923 bis 1927 an der TH Berlin bei Hans Poelzig ging Eiermann in das Baubüro der Rudolph Karstadt AG in Hamburg und anschließend zu den Berliner Elektrizitätswerken. 1931 gründete er ein Architekturbüro und plante zunächst Wohnhäuser. Während der Zeit des Nationalsozialismus beteiligte sich Eiermann an Propaganda-Ausstellungen und plante einzelne Wohnhäuser und mehrere Industriebauten. Nach Kriegsende konnte er seine Karriere im Nachkriegs-Westdeutschland fortsetzen. Seine in Stahlskelettbauweise ausgeführten Industriebauten erlangten in den Jahren des Wiederaufbaus Vorbildcharakter. 

Ab 1947 bis kurz vor seinem Tod lehrte Eiermann in Karlsruhe und prägte für lange Zeit das Profil der Hochschule, die seinen Nachlass verwaltet. Einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere markierte der international beachtete Deutsche Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel 1958. In Zusammenarbeit mit Sep Ruf entstand eine Pavillongruppe aus acht eleganten transparenten Glaskuben2Wulf Schirmer (Hg.), Egon Eiermann 1904–1970. Bauten und Projekte, Stuttgart 1993, S. 140–145. In den 1960er-Jahren genoss Eiermann wie auch Hans Scharoun einen regelrechten Prominentenstatus. Seine Architektur wurde Symbol des neuen bescheidenen und zugleich weltoffenen Deutschlands der Nachkriegszeit. Das hohe Abgeordneten-Hochhaus in Bonn, der sogenannte „Lange Eugen“ (1965–1968) gehört zu seinen wichtigsten Bauten3Wulf Schirmer (Hg.), Egon Eiermann 1904–1970. Bauten und Projekte, Stuttgart 1993, S. 228–233, die Wabenfassaden der Horten-Kaufhäuser mit den charakteristischen Keramikfliesen zählen zu seinen bekanntesten Gestaltungen. 

Eiermann schuf auch ein vielfältiges möbelkünstlerisches Werk.