Janssen, Josef

[1895–1972]

Josef Janssen um 1930

Der Krefelder Architekt Josef Janssen tritt in den 1920er-Jahren mit einer Reihe von ziegelsichtigen Bauten für Krefelder Bauherren in Erscheinung. Eines davon steht direkt neben Haus Esters von Mies van der Rohe. Aufgrund gewisser Ähnlichkeiten zu seinem Nachbarn wird das Wohnhaus für den Kaufmann Johann Hilsenbeck auch „kleiner Mies“ genannt.

Biografie und Werk des Architekten wurden erst in den letzten Jahren von Nadja Fröhlich rekonstruiert.1Nadja Fröhlich, Leben und Werk des Krefelder Architekten Josef Janssen (1895–1972), in: Denkmalpflege im Rheinland, 1/2019, S. 16–28 Zudem beschäftigte sich Stefan Strauß im Kontext des Forschungsprojekts Bauhaus und Textilindustrie mit einigen Bauten von Janssen.2Stephan Strauß, Wirtschaftsbürgerliches Wohnen in Krefeld 1900–1940. Die Vielfalt der Moderne, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 306 f.) Die Quellenlage ist aufgrund der Zerstörung des Bauaktenarchivs im Zweiten Weltkrieg lückenhaft. In der Familie haben sich jedoch Fotos und ein Kassenbuch erhalten, das zumindest bis 1930 interessante Auskünfte über die Aktivitäten des Büros liefert. Janssen hatte sich nach langjährigem Studium (u. a. als Meisterschüler bei Wilhelm Kreis an der Düsseldorfer Akademie) und einer ausgedehnten Italienreise 1924 mit einem eigenen Architekturbüro in Krefeld selbstständig gemacht. Bis 1930 sind über dreißig Bauten und Projekte, hauptsächlich Wohnhäuser, aber auch Fabrikgebäude, Kirchen und Innenarchitekturen nachgewiesen. Die stilistische Vielfalt reicht von repräsentativen Villen über expressionistische Backsteinbauten bis zu Gebäuden im Stil des Neuen Bauens. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte das Büro seine Arbeit fort. Bis heute erhalten sind zum Beispiel das Verwaltungsgebäude für Scheibler & Co. auf der Lewerenzstraße sowie das Café Schragmann am Hauptbahnhof, in dem bis 2016 eine Fastfoodkette eine Filiale unterhielt.