Muche, Georg

[1895–1987]

Elisabeth Kadow und Georg Muche 1950er-Jahre (StAKR)

Georg Muche war der wohl einflussreichste Bauhäusler in Krefeld. Einst der jüngste Meister am Bauhaus, kam er 1939 als Leiter der neu gegründeten Meisterklasse für Textilkunst dorthin. Nach Kriegsende übernahm er die Leitung der gesamten Gestaltungsausbildung an der Textilingenieurschule. Er war in Kreisen der Seidenindustrie hoch angesehen und auch als Künstler in der Öffentlichkeit präsent. Für etwa zwanzig Jahre prägte und repräsentierte er die Krefelder Textildesignausbildung.

Nachdem sich Muche seit 1916 in expressionistischen Kreisen rund um die Berliner Galerie „Der Sturm“ einen Namen als Maler gemacht hatte, wurde er 1920 von Gropius ans Bauhaus nach Weimar berufen. Hier arbeitete er zunächst am pädagogischen Konzept und leitete kurz den Vorkurs, bevor Johannes Itten ans Bauhaus kam. Von 1921 bis 1927 war Muche Formmeister der Webereiwerkstatt am Bauhaus und ging anschließend als Lehrer an die von Itten in Berlin betriebene Gestalterschule. Er erhielt 1931 eine Professur an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau, die jedoch 1933 geschlossen wurde. 1935 wurde Muche Lehrer an der von Hugo Häring geleiteten Schule „Kunst und Werk“, bis er dann 1939 nach Krefeld wechselte.

In Krefeld leitete er zunächst die Meisterklasse für Textilkunst als deutschlandweit einzigartiges Lehrinstitut für besonders qualifizierte Nachwuchsentwerfer. Nach 1945 leitete er die gesamte Abteilung Textilkunst an der Textilingenieurschule. Aus gesundheitlichen Gründen ging er 1958 vorzeitig in den Ruhestand, in dem er sich der Malerei als seiner eigentlichen Berufung widmete.

Mit seiner Frau, der ehemaligen Bauhaus-Schülerin El, wohnte Georg Muche zunächst am Ostwall. Nachdem diese Wohnung bei einem Luftangriff 1943 zerstört worden war, zog das Ehepaar in die Wohnung des Seidenindustriellen Hans Jammers in die Bismarckstraße 80. Als die Gestalterklassen der Textilingenieurschule nach Kriegsende in das Haus Rheinhorst nach Uerdingen am Rhein wechselten, bezog das Ehepaar Muche dort eine Wohnung, bis es Anfang der 1950er-Jahre in ein Mehrparteienhaus in die Bismarckstraße 53 umzog, wo es bis zu seinem Weggang an den Bodensee blieb.1Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 363 f.2Christopher Oestereich, Werkkunst – Bauhaus – Industrie. Bauhäuslerinnen und Bauhäusler und die Entwicklung der Gestalterausbildung in Krefeld 1930–1970, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 220–265

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