Girmes & Oediger Architekturbüro

Heinrich Oediger (StAKR)

Kaum ein Architekturbüro hat in Krefeld so viele Bauten hinterlassen wie Girmes & Oediger: Die Fabrik Heeder, das Bockumer Rathaus, der Heilmannshof in Krefeld-Traar, die Ter Meer Siedlung in Uerdingen. Dem Kunsthistoriker Hans Peter Schwanke verdanken wir eine detaillierte Rekonstruktion des Werkes von Wilhelm Girmes (1866–1917) und Heinrich Oediger (1865–1938), das öffentliche Bauten, Industrieanlagen, Siedlungen, Wohnhäuser, Villen und mehr umfasste. Die meisten Bauten entstanden in Krefeld und am linken Niederrhein. Das weitläufige Landhaus für den Stahlunternehmer Fritz Thyssen in Mühlheim a. d. Ruhr blieb die einzige, jedoch spektakuläre rechtsrheinische Ausnahme.

Girmes und Oediger kannten sich aus Schulzeiten in Krefeld und gründeten 1892 ihr Architekturbüro auf dem Westwall 111, nachdem der erste in Aachen und der zweite in Berlin ein Architekturstudium absolviert hatte. Seit 1897 hatte das Büro seinen Sitz in einem nicht erhaltenen Bau auf der Petersstraße 117, auf der Rückseite des Wohnhauses von Oediger auf dem Ostwall. Girmes & Oediger fand in den einschlägigen Architekturzeitschriften nur wenig Beachtung, bei den Krefelder Unternehmern gehörte das Büro jedoch zu den ersten Adressen für repräsentative Bauten in professioneller Ausführung. Die moderne Betriebsführung und Vielseitigkeit des Unternehmens überzeugten auch einige Seidenfabrikanten. Sie ließen sich von Girmes & Oediger Fabrikanlagen und Wohnhäuser errichten oder übertrugen ihnen die Bauleitung wie Josef Esters .

Im Vordergrund stand für die beiden Architekten nicht die Entwicklung eines persönlichen architektonischen Stils, sondern die „Anwendung der aktuellsten, modernsten und anpassungsfähigsten Ausführungen und Methoden (…) sowie ihre Fortentwicklung.1 Hans-Peter Schwanke, Das Werk der Krefelder Architekten Girmes & Oediger 1892–1933, Krefelder Studien 4, Krefeld 1987, S. 406 Nur der International Style fand keinen Niederschlag mehr im Programm des Büros.

Wilhelm Girmes und Hermann Oediger waren gesellschaftlich gut vernetzt, zeitweilig engagierten sie sich auch politisch im Umfeld der Liberalen. Über 25 Jahre lang war das Büro überaus produktiv. Nach dem Freitod von Wilhelm Girmes 1917 und aufgrund der politischen Veränderungen infolge des Ersten Weltkriegs reduzierte Heinrich Oediger sein Tätigkeitsfeld. Er selbst hat sich schon 1908 ein repräsentatives Wohnhaus auf der Hohenzollenstraße 11  errichtet, inmitten seiner Kunden sozusagen. Bis zur Auflösung des Büros 1933 sind große Siedlungsprojekte für die IG-Farben vorm. Chem. Fabriken Weiler-ter Meer in Uerdingen belegt, für die das Büro schon vor der dem Ersten Weltkrieg tätig war, sowie Wohnhäuser für die Reichsvermögensverwaltung am Stadtgarten und auf der Weyerhofstraße2Hans-Peter Schwanke, Das Werk der Krefelder Architekten Girmes & Oediger 1892–1933, Krefelder Studien 4, Krefeld 1987