Volger, Hans

[1904–1973]

Hans Volger (Nachlass Volger)

Wohl kein anderer Bauhäusler war so lange am Bauhaus wie Hans Volger, der von 1938 bis 1962 im Bauamt der Stadt Krefeld tätig war, seit den 1950er-Jahren in leitender Funktion. Der gebürtige Straßburger studierte unter allen drei Bauhaus-Direktoren und hatte zuvor bereits eine Wandmalereiausbilung absolviert. Während seiner Studienzeit am Bauhaus übernahm er für Walter Gropius Bauleitungen, z. B. bei der Ausführung der Meisterhäuser in Dessau. Ebenso war er im Baubüro der Architekturabteilung des Bauhauses unter Hannes Meyer tätig. Das Bauen für die Gemeinschaft und für das Existenzminimum, das Gropius und Meyer aus unterschiedlichen Perspektiven vorantrieben, sollten auch Volger sein Leben lang interessieren. Am Bauhaus lernte er Lis Beyer kennen, die dort seit 1925 studierte; 1931 heirateten sie. Nach einigen Jahren in Würzburg, wo Lis Beyer am Polytechnischen Zentralverein lehrte und Volger ein kleines Architekturbüro betrieb, wurde Volger 1938 Mitarbeiter des Krefelder Bauamtes. 

Als nach Kriegsende eine neue Leitung für die ehemalige „Meisterschule für das gestaltende Handwerk“  in Krefeld gesucht wurde, machte sich Volger Hoffnungen, diese Position übernehmen zu können. Er wollte die Schule als neues Bauhaus ausgestalten. Zugleich distanzierte er sich wiederholt von seinen am Bauhaus gemachten Erfahrungen. Er betrachtete Architektur zunehmend als sozial verpflichtete Dienstleistung für den Auftraggeber und die Allgemeinheit, nicht als Umsetzung einer bestimmten ästhetischen Gestaltung. Für seine Bewerbung erhoffte er Unterstützung durch Walter Gropius zu bekommen; die blieb ihm jedoch versagt. Gropius fand Volgers Entscheidung, 1937 der NSDAP beizutreten, um bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben, wie er später selbst erläuterte, unverzeihlich. 

Von der Militärregierung als „entlastet“ eingestuft, wurde Volger 1947 schließlich zum Stadtbaurat und Leiter des Hochbauamtes ernannt und war in zahlreiche städtische Bauprojekte planerisch involviert, zum Teil mit weiteren Architekten. Seine Aufgaben reichten von der Planung von Wohn- und Schulbauten bis zur Instandsetzung zahlreicher historischer Gebäude. 

Die Erweiterung des Krefelder Rathauses , sein Entwurf für die Textilingenieurschule, der zu seiner großen Enttäuschung nicht verwirklicht wurde, sowie die Marianne-Rhodius-Schule (heute Gesamtschule Kaiserplatz) gehören sicherlich zu seinen profiliertesten Projekten. Das Wohnhaus des Oberstadtdirektors  und sein eigenes Wohnhaus  zeigen die Spannbreite seiner Architektursprache, die nicht allein der Moderne verpflichtet war.1Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 371–373