Bauhaus

Bauhaus Gebäude von Walter Gropius in Dessau

„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“ – in seinem Manifest zur Gründung des Bauhauses von 1919 hob Walter Gropius bereits ein Merkmal der neuen Schule heraus: alle gestalterischen Fächer gemeinsam zu verstehen und zu lehren als Bestandteile einer neuen Baukunst. Trotzdem war das Bauhaus zunächst keine Architekturschule.

Der Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus in Weimar aus einem Zusammenschluss von Kunstakademie und Kunstgewerbeschule. Und auch wenn so berühmte Künstler wie Paul Klee, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer hier als Meister lehrten, ging es am Bauhaus nicht um eine reine Kunstlehre. Vielmehr sollte jede Kunst aus dem Handwerk erwachsen. Deshalb hatte jeder Schüler in einer der Werkstätten ein Handwerk zu erlernen. „Der Bau“ als Ziel, hieß damit auch, Kunst und Gestaltung praktisch anwendbar zu lehren. Dazu übernahmen die Lehrwerkstätten Aufgaben aus der Industrie und ließen sich Schülerinnen und Schüler in Industriebetrieben oder Fachschulen weiterbilden – so etwa auch in Krefeld an der dortigen Textilfachschule und einer der Webereien der Verseidag. Das Bauhaus propagierte keinen bestimmten Stil – weder in der Kunst, noch in der Architektur oder im Design. Doch Einflüsse aus der bildenden Kunst und die Ideen einer rationellen, funktionsgerechten und sachlichen Gestaltung waren auch formal prägend für die Arbeit in den Werkstätten und vieler Architekten des Bauhauses.

Von Anfang an war das Bauhaus umstritten. Durch seine Offenheit für avantgardistische Kunstpositionen eckte es bei traditionelleren Kulturvertretern an, und durch das zeitweise Vorherrschen progressiver, linker Stimmen in der Schule provozierte es insbesondere konservative und nationalistische Kreise in der Politik. Das führte zu Schließungen und Umzügen des Bauhauses: 1925 von Weimar nach Dessau und 1932 von dort nach Berlin. Hier entschied sich die Schule 1933 unter dem Druck der neuen nationalsozialistischen Regierung, ihren Betrieb einzustellen.

Bauhaus und Krefeld

Die Krefelder Seidenindustrie und ihr in Krefeld ansässiger Verband standen mit Vertretern des Bauhauses über viele Jahrzehnte in enger Verbindung. Am bekanntesten ist die Verbindung zu Ludwig Mies van der Rohe, der das Bauhaus von 1930 bis 1933 leitete. Er erhielt seit den 1920er-Jahren zahlreiche Aufträge für Bauten und Ausstellungsgestaltungen seitens Krefelder Unternehmer und Branchenvertreter, der er größtenteils gemeinsam mit Lilly Reich ausführte.

Auch zahlreiche ehemalige Lehrer und Schüler des Bauhauses waren seit den 1920er-Jahren in Krefeld tätig, insbesondere in der Lehre. Die ersten Bauhäusler kamen jedoch in die Seidenstadt, um zu lernen: Gunta Stölzl, Benita Koch-Otte, Lis Volger und Margaret Leischner kamen als Schülerinnen der Bauhaus-Weberei an die Krefelder Textilfachschule, um sich hier weiterbilden zu lassen; weitere machten Praktika bei einer Weberei der Verseidag. Die ehemaligen Bauhaus-Meister Johannes Itten und Georg Muche übernahmen in den 1930er-Jahren in Krefeld wichtige Positionen bei der Ausbildung von Textilgestaltern, ebenso die ehemaligen Bauhaus-Schülerinnen und -Schüler Gerhard Kadow, Elisabeth Kadow, Max Peiffer Watenphul und Immeke Mitscherlich. Als Entwerfer in Krefelder Unternehmen war seit den 1920er-Jahren Karl Hermann Haupt tätig. Die Architekten Hans Volger und Erich Holthoff waren viele Jahre in Krefeld tätig: Volger seit 1938 in der Stadtbauverwaltung und Holthoff seit 1934 in der Bauabteilung der Verseidag. Werke zahlreicher Künstler des Bauhauses wurden im Kaiser Wilhelm Museum ausgestellt. Und 1924/25, als das Bauhaus unter politischem Druck eine neue Bleibe suchte, wurde zwischen Walter Gropius und Vertretern der Krefelder Seidenindustrie und Stadtverwaltung auch die Möglichkeit einer Übersiedlung des Bauhauses nach Krefeld besprochen. Die Entscheidung fiel dann aber auf Dessau.1Blümm, Lange, Oestereich in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019

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