Holthoff, Erich

[1904–1996]

Erich Holthoff (Nachlass Holthoff)

Erich Holthoff ist einer von zwei Bauhaus-Absolventen, die während der NS-Zeit als Architekten nach Krefeld kamen und hier viele Jahre tätig waren. Er war mehr als dreißig Jahre in der Bauabteilung der Verseidag tätig, wo er an der planmäßigen Erweiterung des Färberei- und des HE-Gebäudes beteiligt war sowie an den Ergänzungsbauten (Pförtnerloge, Schlichterei, Filmdruckerei), die unter Verwendung des Mies’schen Vokabulars auf dem Geländer bis 1938/39 errichtet wurden. Als Mies 1937 auch den Planungsauftrag für eine neue Hauptverwaltung der Verseidag erhielt, arbeitete Holthoff zudem 1938 drei Monate lang in Mies’ Büro in Berlin, um an der Planung mitzuwirken.

Holthoff äußerte in einem kleinen, im Mies van der Rohe Archiv in New York erhaltenen Lebenslauf, dass er von Ludwig Mies van der Rohe 1930 auf die Verseidag aufmerksam gemacht worden wäre. Dort habe man dringend Architekten gesucht. Zur Verseidag kam er dann jedoch erst 1934. Anders als in vielen Biografien beschrieben, hat Holthof nie bei Mies studiert da er schon nicht mehr am Bauhaus war als Mies das Direktorat übernahm.

Außer den genannten Bauten plante und realisierte Holthoff seit 1946 Wohnhäuser für Angestellte der Verseidag auf dem Breiten Dyk, Girmensdyk und Egerdyk, wo er Nr. 7 selbst bezog (nicht erhalten). Da sich in seinem Nachlass Fotos der Bauten befinden, ist anzunehmen, dass er an der Planung federführend beteiligt war und die Ausführung seinen Vorstellungen entsprach. Seine Tochter berichtet, dass Holthoff wohl häufig in Konflikt mit dem Leiter der Bauabteilung geraten und mit den Planungen nicht einverstanden war. Auch hier ist ein viel zitierter Fehler zu korrigieren. Holthof hat die Bauabteilung der Verseidag nie geleitet.

Holthoff gilt auch als Architekt der 1950 errichteten Notkirche für die zerstörte Pauluskirche in der Nähe des Färberei-Geländes der Verseidag. Den stark veränderten Wiederaufbau der Kirche selbst führte Helmut Hentrich in den 1960er-Jahren durch.1Sebastian Schritt, Der evangelische Kirchenbau im heutigen Stadtgebiet von Krefeld, in: Die Heimat – Krefelder Jahrbuch 56 (1985), S. 24

In den 1950er-Jahren übernahm Holthoff zudem die Bauleitung bei der Errichtung der Verseidag-Hauptverwaltung nach den Plänen von Egon Eiermann.

In der elterlichen Schreinerei in Issum hatte Holthoff eine Lehre absolviert und anschließend, von 1925 bis 1928, Architektur an der Staatlichen Baugewerkschule in Köln studiert. Nach einer kurzen Zeit im elterlichen Betrieb schrieb er sich für ein Studium am Bauhaus in Dessau ein. Hier besuchte er den obligatorischen Vorkurs, dann die Ausbauabteilung (Schlosserei und Schreinerei). Er verließ das Bauhaus 1930 vorzeitig und ohne Abschluss, weil ihm die finanziellen Mittel für das Studium fehlten.

Bis zum Eintritt in die Bauabteilung der Verseidag 1934 hat er vermutlich im elterlichen Betrieb gearbeitet. Bei der Verseidag blieb Holthoff, bis er 1969 in den Ruhestand ging.2Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 352 f.