Pfau, Bernhard

[1902–1989]

Bernhard Pfau (Der Architekt 3/1986 S. 136)

Wie Egon Eiermann gehörte der Düsseldorfer Architekt Bernhard Pfau zu der Generation von Architekten, die das Erbe der Moderne in die Nachkriegszeit transportierten und weiterentwickelten. Seine ersten beruflichen Schritte unternahm er in der Zeit der Weimarer Republik. Er hatte in Mainz studiert und war dann für Bruno Paul, Josef Hoffmann und Josef Frank tätig, 1926 machte er sich mit seiner Frau, der Gestalterin Lotte Fink (1898–1984) in Düsseldorf selbstständig. Als Team machten sie sich mit Ladengestaltungen einen Namen. Gleichzeitig arbeitete Pfau auch für den Architekten Emil Fahrenkamp. 

Bernhard Pfaus Verbindung zur Krefelder Seidenindustrie begann 1937. Gemeinsam mit seiner Frau gestaltete er den Ausstellungsstand der Seidenindustrie bei der Ausstellung Schaffendes Volk in Düsseldorf. Nach Kriegsende beauftragte ihn der Textilingenieur Richard Vogelsang, mit dem er auch die Leidenschaft für Autorennen teilte, mit dem Entwurf für sein Wohnhaus in Krefeld . Pfau hatte Vogelsang, der zum Bauausschuss der Textilingenieurschule gehörte, vermutlich auch die Einladung zum Architekturwettbewerb für den Neubau der Textilingenieurschule 1951 zu verdanken. Hier setzte er sich gegen die Architekten Egon Eiermann, Franz Lorscheidt, Hans Mehrtens und einen Entwurf des Städtischen Hochbauamtes, an dem auch der Bauhäusler Hans Volger mitgewirkt hatte, durch. Ein drittes Projekt von Bernhard Pfau in Krefeld, die Krawattenfabrik Jochum & Jungmann, wurde 2013 abgerissen. 

Zu Pfaus weiteren Hauptwerken zählen in Düsseldorf das Haus der Glasindustrie (1951, stark verändert), das Düsseldorfer Schauspielhaus (1970) sowie das Studienhaus, das trotz Denkmalschutz 1997 abgerissen wurde.

Von 1936 bis 1942 entwarf Pfau mehrere Möbelserien, die von dem Hersteller WK Wohnen produziert wurden. Pfau gehörte 1949 zu den Begründern des Architektenrings in Düsseldorf, der in den 1950er-Jahren Position gegen die Fortsetzung von NS-Netzwerken in der Architekturszene in Düsseldorf bezog. Seine Düsseldorfer Kollegen Helmut Hentrich, Hanns Dustmann und Friedrich Tamms gehörten zu einer Gruppe von Architekten, die im NS-Staat im direkten Umfeld Albert Speers tätig gewesen waren. Vor allem Friedrich Tamms wurde vom Architektenring vorgeworfen, als Leiter des Düsseldorfer Planungsamts seine alten Weggefährten nach 1945 zu protegieren („Düsseldorfer Architektenstreit“).