Mitscherlich, Immeke

[1899–1985]

Immeke Mitscherlich (StAKR)

Die ehemalige Bauhaus-Schülerin Immeke Mitscherlich (geb. Schwollmann) kam 1932 nach Krefeld, als ihr Mann hier eine Stelle als Assistent an der neu gegründeten Höheren Fachschule für textile Flächenkunst unter Johannes Itten antrat. Zwanzig Jahre später erhält sie selbst eine Stelle als Klassenleiterin an der Textilingenieurschule.

Immeke Mitscherlich nahm 1917 ein Kunststudium an der Kunstakademie Weimar auf. Als die Akademie im Zuge der Bauhaus-Gründung mit der Weimarer Kunstgewerbeschule zusammengelegt wurde, blieb sie, um am Bauhaus weiter zu studieren. Aus finanziellen Gründen verließ sie die Schule 1922, kam jedoch 1926 ans Bauhaus in Dessau zurück, um ihre Studien in der Webereiklasse fortzusetzen. 1930 machte sie sich als Weberin selbstständig, zunächst in Dessau, dann in Magdeburg und schließlich in Partenkirchen, ehe sie nach Berlin wechselte, wo ihr Mann, Alexander Mitscherlich an der Itten-Schule Assistent von Georg Muche geworden war. 1932  ging das Ehepaar mit Johannes Itten nach Krefeld. Hier wurden sie Mitglied der informellen Gruppe  „Die Kerzianer“, eine „Gesprächsrund bei Kerzenschein“ zu poltitischen und gesllschaftlichen Themen. Auch das Ehepaar Steinert, die Künstler Mataré und Nauen sowie der Kunstkritiker Witthaus und ihre Partnerinnen gehörten dazu.1Herbert Jacobs, Pastor Franz Vaaßen und die „Kerzianer“, in: Heimat-Jahrbuch 2004, www.wittlaer.net

Nach dem Tod ihres Mannes 1940 arbeitete sie als Entwerferin in der Industrie, zunächst für die Firma Marva (ab 1941 Marna), die Teil der Verseidag war, und von 1950 bis 1952 für die Firma Weber & Co. in Oerlinghausen bei Bielefeld. Deren Geschäftsführer waren eng mit Krefelder Seidenindustriellen verbunden. 1952 trat Mitscherlich dann die Stelle als Leiterin der Modeklasse III der Textilingenieurschule  an; hierfür hatte sich Georg Muche besonders eingesetzt. Bis zu ihrer Pensionierung 1963 lehrte Immeke Mitscherlich Modeentwurf und Modezeichnung. 1940 hatte sie mit ihrer Tochter eine Wohnung in der Gneisenaustraße 86 in einer Wohnsiedlung  von Arnold Esch bezogen, wo sie bis in den 1970er-Jahren lebte.2Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 362 f.3Christopher Oestereich, Werkkunst – Bauhaus – Industrie. Bauhäuslerinnen und Bauhäusler und die Entwicklung der Gestalterausbildung in Krefeld 1930–1970, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 220–265

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