Kadow, Gerhard

[1909–1981]

Gerhard Kadow

Im Zuge der grundlegenden Reform der Textilentwerferausbildung in Krefeld, die der Verband der Seidenindustrie gemeinsam mit der Stadt und Vertretern des Wirtschaftsministeriums in Berlin in den 1920er-Jahren umgesetzt hatten, kam der Bauhaus-Absolvent Gerhard Kadow 1938 nach Krefeld. Er wurde Zeichenlehrer in der Klasse für künstlerische Web- und Druckgestaltung an der Textilfachschule ; 1950 wechselte er an die Krefelder Werkkunstschule.

Gerhard Kadow studierte seit 1929 am Dessauer Bauhaus: Malerei bei Wassily Kandinsky und Paul Klee sowie in der Webereiwerkstatt bei Gunta Stölzl und Lilly Reich. 1932 erhielt er sein Bauhaus-Diplom, legte im Jahr darauf seine Gesellenprüfung ab und arbeitete zunächst bei einer Handweberei in den Niederlanden. Nach einer kurzen Selbstständigkeit als Handweber war er als Entwerfer für ein Berliner Textilunternehmen tätig, ehe er im Herbst 1938 als Lehrer nach Krefeld an die neu eingerichtete Klasse für künstlerische Web- und Druckgestaltung kam. Hier lernte er seine spätere Frau Elisabeth Jäger kennen.

Gegen die Einstellung Gerhard Kadows in den öffentlichen Dienst wandte sich die zuständige örtliche Gruppe der NS-Partei. Sie nannte ihn in ihren Gutachten einen „Nörgler“ und unzuverlässig. Da die Stadt als Schulträgerin und die Industrie jedoch auf Kadow bestanden, willigte die NS-Partei schließlich im Frühjahr 1940 ein, Kadow für die Dauer der Kriegswirtschaft als Lehrer zu dulden. Für den Sommer 1940 ist auch Kadows Aufnahme in die NSDAP dokumentiert.

1950 verließ er die Textilingenieurschule und wurde Dozent an der Werkkunstschule Krefeld. Hier richtete er den Vorkurs nach Bauhaus-Vorbild ein und lehrte Handweberei, Textil- und Tapetenentwurf sowie zeitweise Kunstgeschichte. Konservative Kritiker stießen sich daran, dass der Handwerkernachwuchs in Kadows Vorkurs scheinbar nutzlose Materialübungen zu absolvieren hatte. Kadow malte als Künstler vor allem abstrakt, was noch dazu beitrug, dass die Werkkunstschule insgesamt über einige Jahre hinweg teils schlechte Presse erhielt. 1967 übernahm Kadow eine Professur für Malerei an den Kölner Werkschulen.

Das Ehepaar Kadow bezog nach dem Krieg eines der Atelierhäuser in der Windmühlenstraße.1Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 355f.2Christopher Oestereich, Werkkunst – Bauhaus – Industrie. Bauhäuslerinnen und Bauhäusler und die Entwicklung der Gestalterausbildung in Krefeld 1930–1970, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 220–265

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