Textilingenieurschule / TIS / Webeschule

Webeschule Krefeld um 1900, nicht erhalten (StAKR 14484)

„Gäbe es heute wieder ein Bauhaus als Hochschule für Gestaltung, so würden seine Ausbildungsstätten nicht mehr an einem Ort, sondern in den Zentren der verschiedenen Industrien liegen müssen. Die Textilingenieurschule Krefeld ist ein Beispiel für die neue Form der industriegestaltenden Schulen …“ – als der ehemalige Bauhaus-Meister Georg Muche diese Einschätzung 1956 abgab, war er bereits seit beinahe zwanzig Jahren Lehrer an der TIS. Neben ihm gab es noch andere Bauhäusler, die hier lehrten.

Die TIS war als Zusammenschluss der Höheren Fachschulen für Textilindustrie – Webereischule und Färbereischule – entstanden. Hier wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts Fachleute für technisch-wissenschaftliche, kaufmännische und gestalterische Tätigkeiten in der Textil-, insbesondere Seidenindustrie aus- und weitergebildet. Die 1855 gegründete Webeschule genoss besondere Unterstützung des preußischen Staates, und die 1895 daraus ausgegliederte Färbereischule galt deutschlandweit als beste ihrer Art. 

In den 1920er-Jahren absolvierten wiederholt auch Studierende der Bauhaus-Weberei Kurse an der Färbereischule, um Kenntnisse des Webens und Färbens zu erwerben, die ihnen am Bauhaus nicht zugänglich waren. Zu ihnen gehörte Gunta Stölzl, die spätere Leiterin der Bauhaus Weberei, Benita Koch-Otte, Lis Beyer, die mit ihrem Mann Hans Volger ab 1938 in Krefeld lebte und Margaret Leischner, die als Mitglied des britischen Geheimdienstes BIOS 1947 zurück nach Krefeld kam. 

1931 wurde mit der Gründung der Höheren Fachschule für textile Flächenkunst eine dritte eigenständige Fachschule etabliert, die von dem ehemaligen Bauhaus-Meister Johannes Itten bis 1938 geleitet wurde. Mit und nach Itten kamen weitere Bauhäusler als Lehrende an die Textilfachschule: Gerhard Kadow 1938, Georg Muche 1939 als Leiter der Meisterklasse, Elisabeth Kadow 1940, Max Peiffer Watenphul 1941 und Immeke Mitscherlich 1952. 1958, nach dem Muche in den Ruhestand gegangen war, übernahm Elisabeth Kadow, die bis dahin die Klasse für künstlerische Druckgestaltung geleitet hatte für 13 Jahren die Leitung der Textilabteilung. Sie war die letzte Dozentin der TIS, die noch am Bauhaus gelernt hatte. 

Tags: