Lorscheidt, Franz — Shedhalle für Webstühle der Textilingenieurschule

Details

Adresse Frankenring 20
Baujahr 1951
Architekt Franz Lorscheidt (1887−1962)
Auftraggeber*innen Stadt Krefeld, Land NRW, Verband deutscher Seidenindustrie
Heutige Nutzung Werkstätten des Fachbereichs Design, HS Niederrhein

Shedhalle um 1951
Shedhalle mit Webmaschinen 1950er-Jahre (StAKR 14456)
Shedhalle um 1951
Shedhalle mit Webmaschinen 1950er-Jahre (StAKR 14456)

Schon im März 1946 erhielt die Textilingenieurschule von der Militärregierung die Erlaubnis, ihren Unterricht wieder aufzunehmen. In der Krefelder Presse wurde das Ereignis als Möglichkeit zur „Wahrung des Weltrufs Krefelds als Stadt der Seide“ gefeiert. Die durch Georg Muche und andere Bauhäusler in Krefeld seit den 1930er-Jahren etablierte, am Bauhaus orientierte Ausbildungsform sollte fortgesetzt werden, um wieder internationale Bedeutung zu erlangen. 

Ursprünglich war der Wiederaufbau der zerstörten Webschule an der Lewernzstraße geplant, ergänzt um ein Gebäude für Webstühle. Hier sollten die Schüler an der neuesten, von der Industrie bereitgestellten Technik geschult werden. Morawek, den Leiter der Schule, brachte eine Orientierungsreise in die USA und zu verschiedenen Textilunternehmen in Deutschland auf die Idee, den in der Textilindustrie seit Jahrzehnten üblichen Shedbau auf einen Schulbau zu übertragen. Der Vorteil dieser Bauform bestand vor allem in der natürlichen, ebenmäßigen Beleuchtung des Raums ohne Schlagschatten über die nach Norden ausgerichteten steilen Dachfenster.

Während der Wiederaufbau des alten Schulgebäudes verworfen wurde, konnte die von Lorscheidt geplante Shedhalle 1951 als erster Bauabschnitt eines noch zu planenden Neubaus  – der Wettbewerb wurde im selben Jahr ausgeschrieben – realisiert werden. Für die Halle stand laut Presseberichten ein Budget von 400 000 DM zur Verfügung.

Bei der Planung der gewünschten Shedhalle orientierte Lorscheidt sich nicht an den technischen Ausführungen mit ausgefachtem Stahlskelett wie sie Ingenieurbüros und Baufirmen anboten. Stattdessen führte er die Halle als kunstvolles ziegelsichtiges Gebäude mit dezenten Backsteinornamenten und Wandpilastern aus. Die auffälligste Änderung betrifft das Dach: er reihte nicht sogenannte einhüftige Satteldächer aneinander, sondern flache Halbtonnen. Es handelt sich laut Rouette um Schalensheds der Firma Zeiss-Diwidag. Die Tragestruktur der 34 x 47 Meter großen Halle ist aus Beton. Im Rahmen der Errichtung der TIS nach Plänen von Bernhard Pfau wurde die Halle in die Gesamtkonzeption integriert und mit ihr verbunden. Sie schließt auf ihrer Ostseite an den Ausstellungsraum (heute Mensa) an, im Norden an die Räume der Lehrenden.1Christiane Lange, Die Deutsche Seidenindustrie als Auftraggeber der Moderne, in: Kerstin Plüm (Hg.), Mies van der Rohe im Diskurs. Innovationen – Haltungen – Werke. Aktuelle Positionen, Bielefeld 2013, S. 117–1382Hans-Karl Rouette et al., Seide und Samt in der Textilstadt Krefeld, Frankfurt a. M. 2004

Anscht um 1951 (StAKR)