Biebricher, August — Wohnhaus Ernst Engländer

Details

Adresse Wilhelmshofallee 96
Baujahr ca. 1923/24
Architekt August Biebricher (1878−1932)
Auftraggeber Ernst Engländer (1885−1947)

Südfassade

Ernst Engländer, einer der Protagonisten der Deutschen Seidenindustrie und Mitgesellschafter der Verseidag, ließ sich um 1923/24 auf der Wilhelmshofallee nieder. Wie später sein Vorstandskollegen Rudolf Oetker wählte er August Biebricher als Architekten. Der Bau ist als Kubus mit weit auskragendem Walmdach und einem mittig platzierten Erker im Erdgeschoss angelegt. Regelmäßige Sprossenfenster mit Klappläden gliedern die Fassade in sieben Achsen.

Nur wenige Jahre später sollten direkt gegenüber die Wohnhäuser seiner Geschäftspartner Hermann Lange und Josef Esters nach den Plänen von Mies van der Rohe entstehen . Stilistisch könnten die Bauten nicht weiter voneinander entfernt sein. Dem symmetrisch gegliederten Baukörper stand Mies’ „dachlose“, asymmetrische Komposition aus liegenden Kuben gegenüber, deren Fenster wie in die Fläche gestanzt wirken. Rudolf Oetker baute zeitgleich zu Lange/Esters ganz in der Nähe . Der Gegensatz der Architekturen verdeutlicht, dass die an klassischen Vorbildern geschulte Bauweise eines Biebricher als „gestalterische Strömung mit dem Neuen Bauen mitnichten zum Erliegen gekommen war, sondern vielmehr (…) in einem auch ideologisch aufgeladenen Streit um die Meinungs- und Deutungshoheit stand, was eine der Zeit angemessene Baukunst sein könne“.1Stephan Strauß, Wirtschaftsbürgerliches Wohnen in Krefeld 1900–1940. Die Vielfalt der Moderne, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 266–311