Details
Adresse Am Hohen Haus 10, 12, 14, 16 (Nr. 18 und 20 zerstört)
Baujahr ca. 1921−1924
Architekt August Biebricher (1878−1932)
Auftraggeber*in Stadt Krefeld/Reichsvermögensamt
Das Bauprojekt war eine Konsequenz der alliierten Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg, die in Krefeld bis Januar 1926 andauerte. Im Auftrag der Stadt plante August Biebricher die Häuserzeile Mitte der 1920er-Jahre für belgische Offiziere und ihre Familien. Für die Seidenindustrie blieben diese Jahre krisenhaft, was durch die Ruhrbesetzung 1923 noch verschärft wurde: „(…) die abgeschnittenen Verkehrswege und die Besatzungsbehörden mit ihren Verfügungen legten die Unternehmen vollständig lahm. Eine Besserung trat erst ein nach der Währungsreform und einem vorteilhaften Abkommen, das die Krefelder Industrie- und Handelskammer Ende 1923 mit der interalliierten Rheinlandkommission abschloss.“1 Stefanie van de Kerkhof, Deutsche Seide in Krieg und Krisen. Der Verein deutscher Seidenwebereien als ökonomischer Motor für Innovationen 1910–1960, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 167
Die dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser entlang der Westseite der Straße Am Hohen Haus mit Mansardendächern, Backsteinfassaden und werksteinumrahmten Zugängen und Fenstern wurden als geschlossene Reihe von sechs Gebäuden entworfen und ausgeführt. Aufwendige und jeweils unterschiedlich gestaltete Eingänge gliedern die ansonsten regelmäßige Fassade, die dem leicht gebogenen Straßenverlauf folgt. Während beispielsweise die Fassade von Haus Nr. 12 einen doppelt gestuften Mittelrisalit hat, der in der Dachzone in einen rundbogigen Giebel übergeht, weist der Eingangsbereich des Hauses Nr. 16 neubarocke Elemente in Form von konkaven Rundungen sowie einen Segmentgiebel auf. Ein Putto mit zwei Füllhörner über dem Eingang empfängt den Eintretenden.
Biebricher teilte sich die Gestaltung dieser Baugruppe mit dem Architekten Peter Frank, der die Häuserreihe auf der gegenüberliegenden Straßenseite ausführte. Fertiggestellt wurden sie jedoch alle erst, als die Zeit der Besatzung schon beendet war.
In Krefeld waren vom Dezember 1918 bis zum 31.1.1926 belgische Besatzungstruppen stationiert. Etwa 6000 Soldaten bezogen die Husarenkaserne und dafür hergerichtete Schulgebäude. Die zahlreichen Offiziere lebten zunächst in beschlagnahmten Wohnungen oder bei Familien. Gemäß dem Versailler Vertrag mussten ihnen angemessene Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Das Reichsvermögensamt bewilligte für Krefeld siebzig Häuser, die in zehn Baugruppen unterteilt waren. Mehrere Krefelder Architekten waren an der Erstellung dieser Wohnhäuser beteiligt, von denen die meisten in der Nähe der Kaserne entstanden (Reihenhäuser, Wohnhäuser Belgische Besatzung).2Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996, Nr. 293Christoph Dautermann, Auf dem Weg in die Moderne. Krefelder Architektur der 1920er-Jahre, Goch 2014, S.41; Krefeld, Bd. 5