Engländer, Kurt und Ernst

[1885–1947], [1887–1966]

Kurt und Ernst Engländer 1934 (StAKR)
Kurt Engländer
Marianne Engländer 1920er-Jahre

Die Brüder Ernst und Kurt Engländer hatten nach dem Tod des Vaters 1919 die 1884 in Krefeld gegründete Seidenweberei Ernst Engländer übernommen, die seit 1890 mit einem viergeschossigen Kontor- (und Produktionsgebäude?) auf der Lewerenzstraße 118 (damals Oberstraße) angesiedelt war. Das Unternehmen wuchs schnell: 1898 entstand eine Weberei am Nauenweg, 1899 erwarb Ernst Engländer eine in Konkurs gegangenen Betrieb in Berga a.d. Elster und richtete auch dort eine Seidenweberei ein, 1911/12 folgten Betriebsstätten im ebenfalls in Thüringen gelegene Creuzburg an der Werra. 

Laut Hangebruch hatte sich das Unternehmen bis zum Ersten Weltkrieg zu einer der größten Seidenwebereien des Deutschen Reichs entwickelt. 1922 wurde es als „Abteilung Ernst Engländer, gemusterte Krawattenstoffe“ Teil der neu gegründeten Verseidag. 

Ernst Engländer übernahm in Krefeld das Finanzressort der Verseidag. 1922 kam durch Eheschließung zwischen Ernst Engländer und Margarete Pastor (1895–1984) das Unternehmen Richard Pastor & Co. dazu. Margarete Engländer war Mitglied der CDU und von 1957 bis 1961 sowie von 1962 bis 1965 Mitglied des Bundestags. 1923/24 ließen er und seine Frau sich ein Wohnhaus von August Biebricher errichten. 

Kurt Engländer betreute zunächst die thüringischen Betriebe. Er war mit Marianne de Greiff verheiratet und erwarb 1931 nach seinem Wechsel nach Krefeld das Wohnhaus des verstorbenen Chemieunternehmers Sachtleben von Friedrich Pützer auf der Kaiserstraße. 1938 ließ er es von den jungen Architekten Hentrich & Häuser verkleinern und vollständig überarbeiten .1Stephan Strauß, Wirtschaftsbürgerliches Wohnen in Krefeld 1900–1940. Die Vielfalt der Moderne, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 266–311, S. 278; Bruun 1961

Kurt und Ernst Engländer wurden von den Nationalsozialisten als „halbjüdisch“ klassifiziert, konnten sich jedoch vermutlich durch den Schutz der Familien ihrer Ehefrauen und der Verseidag der Verfolgung und Enteignung weitgehend entziehen.