Steinert, Fritz / Weberei Storck Gebr. & Co. KG

Fritz Steinert 1947 (Nachlass Sonja Mataré, Ausschnitt )

Fritz Steinert ist ein weiteres Beispiel für die enge Verknüpfung von Seidenindustrie und Kunst. Sein Schwiegervater hatte 1882 die Paramenteweberei Storck Gebr. & Co. gegründet. Steinert erweiterte in den 1920er-Jahren die Produktion um Möbel- und Vorhangstoffe. Als künstlerische Berater gewann er die Künstler Jan Thorn Prikker, später auch Ewald Mataré und Heinrich Nauen.1Hans Wichmann, Von Morris bis Memphis, Basel 1990, S. 459 Auch privat bewegten er und seine Frau sich im Umfeld von Künstlerinnen und Künstlern, Kunstschriftstellern und Gestaltern wie der Bauhäuslerin Immeke Mitscherlich, die 1932 mit ihrem Mann nach Krefeld an die Textilingenieurschule gekommen war. Eine Verbindung zu Poelzig hatte es vor der Auftragsvergabe für das Wohnhaus Steinert  jedoch nicht gegeben. Umso erstaunlicher sei es deshalb gewesen, dass dieser den Auftrag annahm, war er doch mit Großprojekten wie dem I. G. Farben-Haus beschäftigt, erinnert sich Renate Hauser, eine der Töchter von Fritz Steinert.2Renate Hauser, geb. Steinert, Interview mit Irmgard Bernrieder 20142https://kultur-in-krefeld.de/kulturhistorie/architektur/interview-mit-renate-hauser-geb-steinert-2/

Die Steinerts und Mitscherlichs waren Mitglieder der informellen Gruppe „Die Kerzianer“, „Gesprächsrunden bei ‚Kerzenschein‘“, zu denen sich außer den Steinerts und Mitscherlichs noch die Ehepaare Mataré, Nauen, Witthaus und Pastor Franz Vaaßen regelmäßig trafen und diskutierten, u. a. in Schloss Meer bei dem Ehepaar Witthaus.3Herbert Jacobs, Pastor Franz Vaaßen und die „Kerzianer“, in: Heimat-Jahrbuch 2004, www.wittlaer.net Die von 1930 bis 1942 bestehenden Kontakte wirkten nach Kriegsende fort. So berichtet beispielsweise der Maler Konrad Klapheck, dass er dem jungen Josef Beuys 1952 im Rahmen einer kleinen Ausstellung im Haus von Fritz Steinert begegnet sei. 4https://cafedeutschland.staedelmuseum.de/gespraeche/konrad-klapheck#konrad-klapheck-fn-29 Die Künstlerfreunde lieferten verschiedene Beiträge zum Haus: „Thorn Prikker hatte ein Mosaik gestaltet, das heute im Museum ist, Teufen ein bleiverglastes Fenster mit einem Kranich geschaffen, und neben dem Hauseingang hing eine Seidenblume von Mataré. Ein Adler von ihm stand auf der letzten Treppenstufe im Garten.“5Renate Hauser, geb. Steinert, Interview mit Irmgard Bernrieder 2014 https://kultur-in-krefeld.de/kulturhistorie/architektur/interview-mit-renate-hauser-geb-steinert-2/

Fritz Steinert war Mitglied des Werkbunds. Auf dem ersten Treffen des DWB nach Kriegsende 1947 in Rheydt war er unter den Vortragenden, später engagierte er sich im „Arbeitskreis für industrielle Formgebung“ für die Gestalterausbildung.6Christopher Oestereich, „Gute Form“ im Wiederaufbau. Zur Geschichte der Produktgestaltung in Westdeutschland nach 1945, Berlin 2000, S. 219

Unter der Leitung seines Schwiegersohns und Nachfolgers Georg Hirtz produzierte das Unternehmen in den 1970er-Jahren u. a. Entwürfe von Dozenten der Werkkunstschule sowie historische Entwürfe von Vertretern des Bauhauses, was jedoch keinen wirtschaftlichen Erfolg brachte. Storck Gebr. & Co. wurde von der Stuttgarter Gardinenfabrik aufgekauft, diese ging ihrerseits 1999 in Konkurs.7Hans Wichmann, Von Morris bis Memphis, Basel 1990 S. 459