Hentrich, Helmut

[1905–2001]

Helmut Hentrich (StAKR 12135)

Zu den bekanntesten Arbeiten von Helmut Hentrich gehört das Dreischeibenhaus in Düsseldorf. Für die Hauptverwaltung der Phoenix-Rheinrohr AG, später Thyssen AG errichteten Hentrich, Petschnigg & Partner (HPP) den Verwaltungsbau zwischen 1957 und 1960; es wurde stilbildend. Zahlreiche Aufträge folgten. Bis heute ist das Büro international aktiv. 

Helmut Hentrich hatte es 1934 gemeinsam mit Hans Heuser gegründet. Nach dessen Tod 1953 folgten Hubert Petschnigg und andere als Partner im Büro, das seitdem als HPP firmiert.

Hentrich gehörte jedoch auch zu einer Gruppe von Architekten, die im NS-Staat im direkten Umfeld Albert Speers tätig waren. Er kannte Speer vom Studium in Berlin, wie auch Friedrich Tamms und Hanns Dustmann, die ebenfalls unter Speer arbeiteten. Seit 1938 war Hentrich in dessen Stab tätig und entwickelte ab 1943 als Mitglied vom „Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte“ u. A. die Wiederaufbauplanung von Krefeld. Seine Verflechtungen mit dem NS-Staat behinderten seine Kariere nach 1945 nicht. Der von Bernhard Pfau in Düsseldorf gegründete Architektenring sah hierin eine Fortsetzung von NS-Netzwerken nach 1945. Vor allem Friedrich Tamms wurde vorgeworfen, als Leiter des Düsseldorfer Planungsamtes seine alten Weggefährten nach 1945 zu protegieren, so auch Hentrich („Düsseldorfer Architektenstreit“).

Die Wurzeln von Hentrich liegen in Krefeld. Hier wurde er 1905 als Sohn des Architekten und Stadtbaurates Hubert Hentrich geboren. Sein Patenonkel war Friedrich Deneken, der reformbegeisterte Leiter des Museums für Kunst und Gewerbe der Stadt. Hentrich studierte in Wien und Berlin Architektur, vor allem bei Heinrich Tessenow und Hans Poelzig und schloss 1933 das Studium als Regierungsbaurat ab. Ein Jahr später gründete er mit Hans Heuser ein Architekturbüro in Düsseldorf, das offensichtlich sofort reüssierte. Einige seiner ersten Bauten schuf er für Krefelder Seidenindustrielle: 1937 erhielt er von Kurt Engländer den Auftrag, das Wohnhaus Sachtleben von Friedrich Pützer umzugestalten. Um 1935 hatte er bereits ein Wohnhaus für Rolf Bernd Oetker geplant.

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Hentrich in Krefeld noch einmal mit der Sanierung der stark zerstörten Pauluskirche in Erscheinung sowie mit Planungen für die Bayer AG (Casinogebäude, Verwaltungsgebäude), die jedoch beide nicht mehr erhalten sind.1Sabine Tünkers, Hentrich, Heuser, Petschnigg 1927–1955, Weimar 2000