Details
Adresse Hohenzollernstraße 79
Baujahr 1928
Architekt Josef Janssen (1895−1972)
Auftraggeber Rudolf Müller (1868−1943)
Wie sein Geschäftspartner Max Harf beauftragte auch Rudolf Müller den Krefelder Architekten Josef Janssen mit der Planung und Ausführung eines Wohnhauses → auf der Hohenzollernstraße, keine 200 Meter von Harf entfernt.
Für Müller entwarf Janssen eine ziegelsichtige Doppelhaushälfte mit weit vorkragenden Betonvordächern und Betonattika, die an Beispiele der Amsterdamer Schule erinnern. Die Fenster sind durch Rahmungen betont. Im ersten Obergeschoss integrierte Janssen ein Eckfenster, das von einem Pfeiler geteilt wird. Strauß interpretiert diese Lösung als Reaktion auf die zeitgenössische Debatte, die das stützenlose Eckfenster bei einem Ziegelbau „als konstruktiv fragwürdig diskutiert“. Auffällig sind die dreibahnigen Fenster der Straßenfassade im Erdgeschoss, die mit Rundbögen abschließen. Auch das ist ein Motiv, das sich an mehreren ziegelsichtigen Bauten der 1920er-Jahre wiederholt.1Stephan Strauß 2018, Typoskript, Projekt MIK e.V., S. 62
Der Bauherr Rudolf Müller betrieb gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Max Harf die Krawattenfabrik Gebrüder Müller, seit 1920 auf der Steinstraße im Gebäude der vormaligen Krawattenfabrik Haasen & Oppenheimer. Bedingt durch die Verfolgung und Enteignung durch den NS-Staat emigrierten Müller und seine Frau 1939 in die Niederlande von wo aus sie 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet wurden. Ihre beiden Söhne Kurt und Erich überlebten.2Nadja Fröhlich, Leben und Werk des Krefelder Architekten Josef Janssen (1895–1972), in: Denkmalpflege im Rheinland, 1/2019, S. 16–283Eleonore Stockhausen et al., Krefelder Juden, Bonn 1980, S. 363