Details
Adresse Hüttenallee 150
Baujahr 1907/08
Architekt Josef Maria Olbrich (1867−1908)
Auftraggeber*innen Stadt Krefeld und Albert Oetker
Bewohner*innen Jan Thorn Prikker (1868−1932) u.a.
Der gelb verputzte Bau direkt am Stadtwald wurde 1906 auf Initiative des Museumsdirektors Friedrich Denken erbaut und ist ein Beispiel der Gestaltungs- und Stiftungsfreudigkeit der Krefelder Seidenfabrikanten. Das Grundstück hatte die Jentges’sche Grundbesitz GmbH gestiftet. Der Seidenfabrikant und Kommerzienrat Albert Oetker finanzierte den Bau, der der erste einer Künstlerkolonie werden sollte.
Oetker hatte als Mitinhaber der Seidenweberei Deuß & Oetker Deneken bereits in seinen Reformbestrebungen bei der „Künstlerseide“ unterstützt. Sein Unternehmen fertigte Seide nach Entwürfen von Henry van de Velde, Alfred Mohrbutter und anderen Reformkünstlern. Sein Partner Wilhelm Deuß hatte den Krefeldern den angrenzenden Stadtwald gestiftet, indem er die Mittel für den Park und sein Ausflugslokal, das noch heute bestehende „Stadtwaldhaus“ bereitstellte.1Christiane Lange, Bauhaus nützlich. Die Avantgarde im Auftrag der Seidenindustrie, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 29-33
Auch wenn die geplante Künstlerkolonie nicht realisiert wurde, vermachte Oetker das Haus der Stadt unter der Bedingung, es lokalen Künstlern zur Verfügung zu stellen. Der erste Bewohner war der Maler und Gestalter Jan Thorn Prikker, der an der Krefelder Kunstgewerbeschule lehrte und später ein wichtiges Vorbild für den Bauhäusler → Josef Albers wurde. Ihm folgten der Bildhauer Franz Brahmstaedt und der Keramiker Peter Bertlings, der in den 1920er-Jahren an der Krefelder Kunstgewerbeschule lehrte. Heute wird das Haus von dem Maler Frank Jakob Esser bewohnt.
Der zweigeschossige Bau mit tief gezogenem Satteldach und zwei Giebeln beherbergt im östlichen Teil ein geschossübergreifendes, 59 Quadratmeter großes Atelier mit ursprünglich schräg gestellten Glasfenstern im Dach. Als Atelierbelichtung waren sie wie üblich nach Norden ausgerichtet; sie sind nicht erhalten. Die Eingangssituation ist mit einem Giebel, dem ein tonnenüberwölbter Vorbau auf geschwellten Werksteinsäulen vorgesetzt ist, markant gestaltet. Auf ihm befindet sich ein Balkon. Die Pläne Olbrichs wurden aus nicht bekannten Gründen spiegelverkehrt ausgeführt.2Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996