Kunstgewerbeschule / Werkkunstschule Krefeld

Kunstgewerbeschule 1910er-Jahre (StAKR 14514)

Bis zur Gründung der Hochschule Niederrhein 1971 gab es in Krefeld zwei Design-Schulen: die Textilkunst-Abteilung der Textilingenieurschule  – an der sechs Bauhäusler gelehrt haben – sowie die Werkkunstschule (WKS). Auf deren Tradition bezieht sich heute der Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein.

Die „Handwerker- und Kunstgewerbeschule“ – die spätere WKS – wurde 1904 als Weiterbildungseinrichtung für Handwerker gegründet. Sie bot Klassen für Raumkunst und Tischlerei, Wandmalerei, Grafik und Buchkunst, Gold- und Silberschmiede, später auch Keramik, Mosaik und Glasmalerei.

Der eigens errichtete Schulbau lag in der Innenstadt – Ecke Petersstraße/Neue Linner Straße. Er wurde im Krieg stark beschädigt und in den 1950er-Jahren nach den Plänen der Architekten Fritz G. Winter und Heinrich Stappmann, die beide an der Schule lehrten, erneuert und erweitert. Dieser Bau wurde 2013 abgerissen – bis auf die ursprüngliche Fassade zur Neuen Linner Straße, die unter Denkmalschutz steht und jüngst in einen Neubau integriert wurde.

Die bekanntesten Lehrer der Krefelder Kunstgewerbeschule waren der niederländische Künstler Jan Thorn Prikker (1904–1910) sowie der Architekt August Biebricher. Seit 1950 lehrte auch der Bauhäusler Gerhard Kadow hier. Kadow leitete den Vorkurs nach Bauhaus-Vorbild, einen experimentellen Grundlagenkurs für Studienanfänger sowie textile Flächenkunst, Web- und Tapetengestaltung. Er verließ die WKS 1967, um an den Kölner Werkschulen eine Professur für Malerei anzutreten. 

Die 1949 erfolgte Umbenennung in „Werkkunstschule“ unter dem neuen Leiter Friedrich G. Winter brachte wieder eine stärkere Betonung künstlerischer Lehrinhalte mit sich. Auch wurde nun die Gestaltung für die Industrie immer mehr in der Lehre berücksichtigt. Seit den 1950er-Jahren wurde das Architekturstudium an der WKS Krefeld als Voraussetzung anerkannt für ein weiterführendes Studium an der TH Aachen.

1971 ging die WKS als Fachbereich Design in der neu gegründeten Fachhochschule Niederrhein auf. Die Architekturabteilung wurde dabei jedoch an die Fachhochschule Düsseldorf abgegeben.1Christopher Oestereich, Werkkunst – Bauhaus – Industrie. Bauhäuslerinnen und Bauhäusler und die Entwicklung der Gestalterausbildung in Krefeld 1930–1970, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 220–2652Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 90–155