Esters, Josef

[1884–1966]

Josef Esters (Nachlass Fam. Esters)
Seidenweberei Gebrüder Esters, Süchteln um 1958 (StAKR)
Hermann Lange, Josef Esters 1920er-Jahre (Nachlass Fam. Lange)

Josef Esters, Verseidag-Gründer, Bauherr von Ludwig Mies van der Rohe und enger Freund von Hermann Lange hatte seit 1904 in Freiburg, Bonn und London Jura studiert und wurde 1908 in Bonn promoviert. Er führte anschließend mit seinem Bruder Paul die von Fritz und August Esters 1888 in Nieukerk gegründete Seidenweberei Gebrüder Esters. Das Unternehmen war 1897 nach Süchteln übergesiedelt, wo eine mechanische Krawattenstoffweberei mit hundert Webstühlen entstand.

1917 war Josef Esters wie Hermann Lange in Berlin in der Kriegsrohstoffabteilung tätig. Einer seiner Söhne berichtete, dass beide dort den Entschluss gefasst hätten, ihre Unternehmen in einem größeren Unternehmensverbund zusammenzuführen, um sich am Markt behaupten zu können. Nach der Gründung der Verseidag 1920 blieben Josef und Paul Esters Direktoren ihre eingebrachten Betriebe.

Esters und Lange blieben trotz ihrer zehn Jahre Altersunterschied privat und beruflich bis zum Tod von Hermann Lange 1942 eng verbunden, ebenso ihre Familien, was sich nicht zuletzt in dem ungewöhnlichen Projekt ausdrückt, nebeneinander zwei fast identische Häuser zu errichten. Die Auswahl des Architekten ging auf Lange zurück. Bei der Ausführung übernahm Esters wohl die Funktion des „Controllers“. Als er den Kostenvoranschlag für die Stahlarbeiten sah – die Häuser sind als Massenbau mit zahlreichen horizontalen Stahlträgern konstruiert – soll er irritiert angemerkt haben, er wolle doch kein Stahlwerk kaufen.

Esters war nicht nur in zahlreichen Sportvereinen aktiv (Fußball, Tennis, Turnen, Golf und Wandern), sondern engagierte sich ab ca. 1925 auch im Krefelder Museumsverein und ab 1928 bis zur Auflösung 1933 in der von Erich Raemisch mitinitiierten Vereinigung für Junge Kunst. Das Vereinsleben diente ihm sicherlich nicht nur als Zerstreuung und Freizeitgestaltung, sondern auch als „bürgerliche Netzwerkbildung“.1Stephan Strauß 2018 S.55 Typoskript, Projekt MIK e.V., S. 142Stephan Strauß, Wirtschaftsbürgerliches Wohnen in Krefeld 1900–1940. Die Vielfalt der Moderne, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 271

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