Girmes & Oediger — Heeder & Co. Wachstuch- und Tapetenfabrik

Details

Adresse Virchowstraße 130
Baujahr 1906/1950
Architekt Architekturbüro Girmes & Oediger,
Erweiterung Max Sippel (1887−1974)
Auftraggeber David Devries, Heeder & Co. (1906)
Erweiterung Fritz Peters & Co. KG (1950)
Heutige Nutzung Städtisches Kulturzentrum

Ansicht vom Platz der Wiedervereinigung 3.10.1990
Fabrik Heeder um 1910
Ansicht vom Platz der Wiedervereinigung 3.10.1990
Fabrik Heeder um 1910

Das 1906 für die Wachstuch- und Tapetenfabrik Heeder & Co. errichtete Kontor- und Fabrikationsgebäude wird seit 1989 als städtisches Kulturzentrum mit zwei Bühnen und einem Restaurant genutzt. 

Die Fabrik Heeder ging auf eine Gründung im Jahr 1860 zurück und produzierte nach mehreren Umwandlungen seit 1882 unter der Leitung des neuen Inhabers David Devries Wachstuch und Wachspapier.

Durch die Weltwirtschaftskrise und die seit 1933 einsetzende Boykottpolitik des NS-Regimes gegen jüdische Unternehmen geriet die Firma 1936 in Konkurs. Kurt Devries, der letzte Leiter des Unternehmens emigrierte nach Kolumbien. 1939 übernahm der Wellpappenfabrikant Fritz Peters & Co. das Gelände. 1950 ließ er an der Ostseite einen Anbau durch Max Sippel errichten, verlagerte sein Unternehmen jedoch kurz später nach Moers. In den folgenden Jahren wechselten die Nutzungen, bis die Stadt Krefeld 1979 Grundstück und Gebäude erwarb. Seit 1989 ist die Fabrik Heeder ein städtisches Kulturzentrum. Die Programmschwerpunkte liegen im zeitgenössischen Tanz, Film und Figurentheater. Weiterhin findet hier alle zwei Jahre das Bandoneon Festival Krefeld statt, zu Ehren des Erfinders des Bandoneons, des Krefelders Heinrich Band (1821–1860).

Der ca. 36 x 32 Meter messende dreigeschossige Bau mit roter Backsteinfassade wurde von dem Krefelder Architekturbüro Girmes & Oediger als Verwaltungs-, Produktions- und Lagergebäude errichtet. Die Verwaltungsräume befanden sich an der Virchowstraße, während Produktion und Lager im hinteren Teil des Gebäudes um einen Lichthof angeordnet waren. 

Die Hauptfassade zur Straßenseite wird durch zwei Eck- und einen Mittelrisalit gegliedert, in dem sich ursprünglich der zentrale Zugang befand. Ihn krönt der Firmenname, ausgeführt als Mosaik aus weißen und schwarzen Keramikfliesen. Der Mittelrisalit der Westfassade – sie ist nur noch über das Gelände der benachbarten Unternehmen zugänglich – betont den Nebeneingang und zeigt das dahinter liegende Treppenhaus durch treppenförmig angeordnete Fenster. Weitere dekorative Elemente aus farbig glasierten Backsteinen befinden sich zwischen den Fenstern der Obergeschosse. 

Auch an der Ostfassade setzt sich das Gestaltungsprogramm aus Fensterachsen fort, jedoch ohne dekorative Ausformungen. Die Rückseite des Baus ist ohne Öffnungen und ornamentlos. Im Innenbereich dominiert die Tragekonstruktion aus Stahlbetonstützen. Der Bau ist um einen Lichthof mit Glasdach angeordnet. Die Stärke der Stützen verringert sich nach oben hin. Gußeiserne Geländer schließen die Geschossflächen zum Lichthof ab.1Schwanke 1987, S. 648–652