Beindorff & von Beckerath Seidenweberei

[vor 1827 bis 1974]

Die Seidenweberei Beindorff & von Beckerath, gegründet von Eduard Beindorff und Carl von Beckerath, zählt zu den ältesten Webereien der Stadt. Als Gründungsdatum wird wiederholt das Jahr 1835 genannt, das auch den Namenszug des letzten Firmensitzes auf der Leyenthalstraße von dem Architekturbüro Girmes & Oediger flankiert. Beindorff & von Beckerath wird jedoch schon 1827 im „Handels- und Adressbuch der Stadt Crefelt“ als Seidenwarenfabriken für Samt unter der Anschrift Friedrichplatz geführt. 1859 folgt die Anschrift Moerserstrasse 63 und schließlich 1882 Nordwall 40. Auf der St. Antonstraße 215 befand sich seit spätestens 1895 die mechanische Weberei. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen laut Krefelder Adressbuch in den Besitz von Carl Cordes und Wilhlem Philipsen über gegangen. Ob diese Standorte mit dem Neubau 1910 aufgegeben wurden, ist unklar.1Adressbuch der Stadt Krefeld 1827, S. 55; 1859, S. 234; 1882 o.S., 1895 S. 615

Laut dem „Geheimreport Deutsches Design“, der durch den britischen Geheimdienst BIOS nach ausführlichen Erkundungsreisen in der englischen und amerikanischen Besatzungszone 1947 angefertigt wurde, gehörte Beindorff & von Beckerath zu den „Convertern“. Sie erwarben neutrale gewebte Ware und färbten, bedruckten und veredelten sie, zum Teil gezielt nach Kundenwunsch. Das Urteil über die künstlerische Qualität von Beindorff & von Beckerath fiel sehr positiv aus: „Mr. Beindorf(f) (sic!) traveled extensively and formed his ideas from contact with other people in other countries. His choice of design was obviously good. He favoured the modern trend and was responsive to fashion.“ Die hohe Qualität wurde auch auf den Einfluss der Textilingenieurschule und auf Georg Muche, den Leiter der Meisterklasse für Textilkunst zurückgeführt.2Christiane Lange, Bauhaus nützlich. Die Avantgarde im Auftrag der Seidenindustrie, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 26–283Nicolaus Pevsner et al., Geheimreport Deutsches Design (1946), Englischer Originaltext mit einer Einleitung von Anne Sudrow, Göttingen 2012, S. 201

1960 schloss sich die Weberei mit vier anderen deutschen Seidenwebereien zur „Deutschen Nouveauté Seidenweberei“ zusammen. 1974 wurde die Firma aufgelöst.