Schumacher, August — Herz Jesu-Kirche

Details

Adresse Friedrich-Ebert-Str. 156
Baujahr 1930/31
Architekt August Schumacher (1896−1960)
Auftraggeberin Kath. Kirchengemeinde Herz Jesu

Hauptportal 2021
Ansicht von der Friedrich Ebert Straße 1931 (Heimat 2000 S. 43–48)
Hauptportal Ansicht 1931 (Heimat 2000 S. 43-48)
Kirchenraum mit Altar 1931 (Heimat 2000 S. 43–48)
Hauptportal 2021
Hauptportal Ansicht 1931 (Heimat 2000 S. 43-48)
Ansicht von der Friedrich Ebert Straße 1931 (Heimat 2000 S. 43–48)
Kirchenraum mit Altar 1931 (Heimat 2000 S. 43–48)

Die Kirche Herz Jesu entstand in einer Zeit, in der im Rheinland ein regelrechter Bauboom für Kirchenbauten herrschte. Neben konservativen Lösungen, die seit 1914 zwar auch mit den modernen Materialien Stahl und Beton realisiert werden durften, aber meist in einem historischen Gewand daherkamen, entstanden auch radikale Schlüsselwerke des Neuen Bauens, wie die Dürener Fronleichnamskirche von Rudolf Schwarz, die 1928 nur gegen des Widerstand der Amtskirche realisiert werden konnte. Viele Gemeinden entschieden sich für den Mittelweg einer gemäßigten Moderne, so auch in Krefeld.

Nachdem ein historistischer Entwurf aus dem Jahr 1913 nicht zur Ausführung gekommen war, konnte 1929 von der jungen Pfarre Herz Jesu ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden, den der Elberfelder Architekt August Schumacher gewann. Sein Gesamtplan sah einen quaderförmigen Bau mit angegliederter Kaplanei vor. Die mit Ziegelmauerwerk ummantelte Stahlskelett-Konstruktion trägt ein Flachdach. Die Wandflächen sind schmucklos und nur durch verschiedenfarbige Backsteinbänder, z. T. aus glasierten Ziegeln horizontal und vertikal gegliedert. An der Eingangsfassade sind der niedrige Portalbereich sowie drei schlanke Rundbogenfenster – ein häufiges Kennzeichen von Kirchenbauten der 1920er Jahre – in der Mittelachse angeordnet. Die beiden über wenige Treppenstufen erreichbaren Eingangstore liegen unter einem weit vorkragenden Vordach. Sie haben eine baukeramisch gestaltete Rahmung und fassen ein schmales Fensterband ein, das wiederum über einer Fläche aus großen Ziegelfliesen angeordnet ist. Baukeramik in Backstein mit abgerundeten Ecken und Wülsten war im Rheinland beliebt, seitdem im Arbeitsrat für Kunst das „Ton-Manifest“ von Paul Rudolf Henning, Berliner Vertreter des Neuen Bauens, gegen das „tötende Grau-in-Grau unserer Städte“ veröffentlicht worden war.

Die Kirche ist als Saalbau mit rechteckiger Apsis und einem niedrigen Seitenschiff angelegt. Der Chorraum ist leicht erhöht, über dem Eingang ist die Orgel installiert. Nach starken Kriegsschäden wurde die Kirche verändert wieder aufgebaut. Wände, Decke und Böden waren ursprünglich anders gestaltet. Auch das natürliche Licht im Kirchenraum wird einen anderen Ton gehabt haben, da die damaligen farbigen Glasfenster heute fehlen.

Stahlskelettkonstruktion 1930 (Heimat 2000 S. 43–48)
Ostfassade 1931
Kirchenraum 2021

Vieles in seinem Entwurf folgt den Prinzipien der Liturgischen Bewegung, die den modernen Kirchenbau seit den 1920er-Jahren maßgeblich beeinflusste: Auch Schumacher nahm die deutliche Trennung von Altarbereich und Kirchenschiff zurück, die Wände blieben ungeschmückt, die Ausstattung wurde reduziert. Der Raum sollte klar und „funktional“ sein. Theologisch interpretiert bedeutete dies, die wenigen obligatorischen und liturgisch vorgegebenen Einrichtungsgegenstände so anzuordnen, dass sie ein näheres Miteinander von Gemeinde und Priester in der gemeinsamen Messfeier ermöglichten. 1Edgar Thiesbürger, Puristischer Sakralbau im internationalen Stil der „Neuen Sachlichkeit“. Die Herz-Jesu-Kirche in Krefeld-Bockum, in: Die Heimat – Krefelder Jahrbuch 71 (2000), S. 46–48, S. 46–482Christoph Dautermann, Auf dem Weg in die Moderne. Krefelder Architektur der 1920er-Jahre, Goch 2014 S. 92 f. u. 993Hoffmann 2014, S. 9–20