von Scheven, Walter

[1878–1950]

Walter von Scheven war Teilhaber der Seidenweberei „Wilhelm Schroeder & Co.“ in Moers. 1865 gegründet, hatte sie sich durch den frühen Einsatz von mechanischen Webstühlen zur größten Seidenfabrik des Kreises entwickelt. Von Scheven absolvierte ab 1897 eine Webereilehre u. a. in den europäischen Niederlassungen des Unternehmens und reiste nach China, Japan und Amerika. 1906 wurden er und sein Bruder Kurt Teilhaber des väterlichen Betriebs. Anfang der 1920er-Jahre ging das Unternehmen in den Besitz der Wuppertaler Gebhard & Co. AG über, der Standort Moers wurde aufgelöst. Walter von Scheven war zunächst im Vorstand der Gesellschaft tätig, ab 1933 fungierte er als Aufsichtsratsvorsitzender. Die Gebhard & Co. AG ging 1974 in Konkurs.

Walter von Scheven trat in den frühen 1920er-Jahren auch als Verfechter der künstlerischen Moderne in Erscheinung. Er engagierte sich in dem von Hermann Lange initiierten „Verein Junge Kunst“, der sich mit einem eigenen Ausstellungsprogramm für die vernachlässigte Präsentation aktueller Kunstströmungen im Krefelder Museum einsetzte. Wie Lange schätzte er das Werk des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck, dessen Arbeiten er nachweislich erwarb.1Dietrich Schubert, Wilhelm Lehmbruck, Catalogue Raisonné der Skulpturen 1898–1919, Worms 2001, S. 202, 213, 28 1936/37 war er auch die treibende Kraft hinter der Gründung des Krefelder Rotary Clubs.2Roland Besser, Die Chronik des Rotary Clubs Krefeld 1937–1953, Krefeld 2016 Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er den Vorsitz des Krefelder Museumsvereins und begleitete die Wahl und die ersten Jahre von Paul Wember als Museumsdirektor.

1948/49 war er Vorstandsvorsitzender der Textilforschungsanstalt in Krefeld.