15 Mrz Merländer, Strauß & Co. Seiden- und Samtwarengroßhandel
1904 gründete Richard Merländer (1874 -1942) gemeinsam mit Siegfried Strauß und Hermann Heymann in Krefeld die Seiden- und Samtwarengroßhandlung Merländer, Strauß & Co. Über die Gründer ist wenig bekannt, von dem gebürtigen Mühlheimer Richard Merländer ist noch nicht einmal eine Fotografie erhalten.
Die Firma hatte seit den 1920er-Jahren ihren Sitz im sogenannten Sinn-Haus auf der Neusser Straße, dem ersten modernen Warenhaus der Stadt. Der Jugendstilbau war Anfang des 20. Jahrhunderts von der Firma Sinn errichtet worden.
Aus den bei Flümann untersuchten Arisierungs- und Restitutionsakten geht hervor, dass das Unternehmen Mitte 1935 einen Jahresumsatz von 3 Mio. RM und einen Gewinn von 150 000 RM erzielte. Alle Teilhaber wohnten bzw. hatten Eigentum im Bismarckviertel: Hermann Heymann auf der Hohenzollernstraße 56, Siegfried Strauß auf der Goethestraße 85 und Merländer auf der Friedrich-Ebert-Straße 42.1Claudia Flümann, „… doch nicht bei uns in Krefeld!“ Arisierung, Enteignung, Wiedergutmachung in der Samt- und Seidenstadt 1933 bis 1963, Essen 2015, S. 604 u. 611 f.
Das Unternehmen Merländer, Strauß & Co. wurde am 15. Oktober 1938 nach dem häufig angewendeten „Prokuristen Modell“ „arisiert“, welches darin bestand, dass der Prokurist des Unternehmens dieses erwarb, zum Teil mit weiteren Geldgebern.2Claudia Flümann, „… doch nicht bei uns in Krefeld!“ Arisierung, Enteignung, Wiedergutmachung in der Samt- und Seidenstadt 1933 bis 1963, Essen 2015, S. 90Richard Merländer, Siegfried Strauß und Hermann Heymann mussten ihre Häuser verfolgungsbedingt verkaufen. Heymann, der unmittelbar nach dem Novemberpogrom 1938 nach Holland geflohen war, überlebte die Verfolgung in den USA. Merländer und sein Geschäftspartner Siegfried Strauß kamen in Konzentrationslagern ums Leben.