Oppenheimer, Alex / Audiger & Meyer, Seidenweberei

[1863–1939]

Alex Oppenheimer
Wohnhaus Oppenheimer von Wilhelm Kreis, entworfen 1912, um 1936

Alex Oppenheimer war der Inhaber der Seidenweberei Audiger & Meyer in Krefeld. Die Anfänge des Unternehmens sind unklar. Seit 1884 erscheint es auf der Blumenstraße 48 im Krefelder Adressbuch, später auf der Südstraße. Spätestens 1895 war Oppenheimer Teilhaber von Julius Meyer geworden, während  Rudolf Audiger weiter als Krawattier tätig blieb. Seit diesem Zeitpunkt war das Unternehmen am Deutschen Ring ansässig; 1914 zog es in die Schwertstraße 130. In den 1920er-Jahren tritt Heinrich Rütten als Partner (?) auf. Er erwarb das Unternehmen 1936 wohl anlässlich des altersbedingten Ausscheidens von Oppenheimer. Oppenheimer war jüdischen Glaubens. Dass der Verkauf verfolgungsbedingt stattfand, ist jedoch nicht belegt.1Adressbücher der Stadt Krefeld 1884, 1895, 1914

Audiger & Meyer galt bereits um die Jahrhundertwende als ein Unternehmen, dessen Produkte von außergewöhnlich hoher künstlerischer Qualität waren. Oppenheimer war überzeugt, dass die verbesserte Ausbildung der Gestalter sowie aller Mitarbeiter der einzige Weg war, um die gestalterische Qualität der deutschen Seidenproduktion zu heben. Über dreißig Jahre lang engagierte er sich für die Reformierung der Gestalterausbildung, zuerst als Mitglied des Webereiausschusses im Deutschen Werkbund, seit den 1920er-Jahren als Mitglied des Verbands der Seidenindustrie  und einer dafür eingerichteten Kommission. Die Bemühungen führten 1931 zur Gründung der Höheren Fachschule für textile Flächenkunst mit dem Bauhäusler Johannes Itten als deren Leiter.2Christiane Lange, Bauhaus nützlich. Die Avantgarde im Auftrag der Seidenindustrie, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 33 f.3Christopher Oestereich, Werkkunst – Bauhaus – Industrie. Bauhäuslerinnen und Bauhäusler und die Entwicklung der Gestalterausbildung in Krefeld 1930–1970, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 237–241

Oppenheimer war darüber hinaus Sammler von zeitgenössischer Kunst und von Asiatika, die mehrfach im städtischen Museum in Krefeld gezeigt wurden.4Flugblatt des Kaiser Wilhelm Museums N. F. No 17, Nov. 1926, Ausstellung Japanische Keramik Um 1900 hatte er Adele Alsberg geheiratet. 1909/10 ließen sie ein Wohnhaus nach den Plänen von Wilhelm Kreis auf der Uerdingerstraße errichten (nicht erhalten); beide lebten in Krefeld, bis sie in der Reichspogromnacht 1938 in ihrem Haus überfallen wurden. Sie flohen nach Genf, wo Oppenheimer 1939 starb, seine Frau siedelte nach New York über. Ihr Besitz wurde von den Nationalsozialisten versteigert und zerstört, zum Teil im städtischen Museum gesichert und restituiert. Ihr Haus diente bis zur Auflösung der Gestapo als deren Dienststelle.5Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 3666Claudia Flümann, „… doch nicht bei uns in Krefeld!“ Arisierung, Enteignung, Wiedergutmachung in der Samt- und Seidenstadt 1933 bis 1963, Essen 2015, S. 310 f.7Eleonore Stockhausen et al., Krefelder Juden, Bonn 1980, S. 366

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