Volger, Hans — Gesamtschule Kaiserplatz

Details

Adresse Kaiserplatz 50
Baujahr 1955/56, Turnhalle und Nebenräume mit Laubengang 1959/60
Erweiterungen 1973
Architekt Hans Volger (1904−1973) für das Städtische Hochbauamt Krefeld
Auftraggeberin Stadt Krefeld

Pavillonklassen (Foto: Jan Nieschütz 2019)
Pavillonklassen 1960er-Jahre (Postkarte)
Pavillonklassen (Foto: Jan Nieschütz 2019)
Pavillonklassen 1960er-Jahre (Postkarte)

„Kein Lehrpalast (…), sondern eine Versammlung von Hütten (…) kein Stapel von Geschossen, sondern ein Gelege von Gehäusen; kein Lern-Industriebau, sondern ein Werkstätten-Gehöft“ (Hans Schwippert, 1960). Als der ehemalige Bauhäusler  Hans Volger die Schule für ca. 900 Schüler am Kaiserplatz plante, ließ er sich wie sein Kollege Schwippert, Architekturprofessor und Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, von modernen skandinavischen Schulbauten wie jenen von Arne Jacobsen inspirieren. Er folgte damit aber auch den Ideen des Neuen Bauens, die bereits in den 1920er-Jahren die Bedürfnisse nach frischer Luft, Sonne, Hygiene und Bewegung im Grünen befriedigen sollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang im modernen Schulbau die Abkehr vom düsteren „Kasernenstil“ und damit von militärisch geprägten pädagogischen Konzepten zugunsten einer aufgelockerten Pavillonarchitektur mit vielen Fenstern. Volger selbst wünschte sich eine „Heimschule“ mit „Heimklassen“, in denen Lehrer und Schüler zusammen wohnen und lernen.

Das pädagogische Konzept, das dem als „Musterschule“ geplanten Neubau zugrunde lag, wird auf der Website der Schule beschrieben: „Die bauliche Konzeption sah in sich geschlossene Gebäudegruppen vor, die (…) den Eindruck eines Massenbetriebes vermeiden sollten. So wurde der gesamte Schulkomplex von einer Mauer umgeben, ergänzt von kleinen Gärten und Bäumen. (…) Die Pavillonklassen, die aus einem Vorraum, dem Klassenraum und einem Gruppenraum bestehen, verfügen zudem über einen angrenzenden Garten und bilden somit eine eigenständige Einheit. Der Architekt verstand diesen ebenerdigen Baublock als ,Heimklasse‘, wobei der eigentliche Klassenraum durch Oberlichtbänder die Nebenräume überragt. Diese architektonische Konzeption sollte bewusst dezentrale Gruppeneinheiten ermöglichen an Stelle der bisherigen frontalen Unterrichtsstruktur. Diese progressiven Ideen gehen auf Grundgedanken des Staatlichen Bauhauses in Weimar zurück.“1https://page.gekai.de/geschichte

Die gesamte Schule wurde aus Fertigbetonteilen errichtet, nur die Decken wurden vor Ort gegossen. Die Tragekonstruktion ist an der Fassade nachvollziehbar. Fensterbänke, Pfeiler, Stürze und Unterzüge sind in körnigem Beton und heben sich daher von den Wandausfachungen aus braunem Ziegelmauerwerk ab. Leichtigkeit entsteht durch die kleinformatigen Kuben der Klassenpavillons, durch Lochmotive in den Balkonbrüstungen und Umfassungsmauern sowie durch die Verwendung dunkel gefasster bodentiefer Fenster (sie wurden leider durch geteilte weiße Fenster ersetzt) in Verbindung mit Bändern aus kleineren quadratischen Fenstern.2Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996, S. 289 f.3Anke Blümm/Carina Burck, „So viel Bauhaus auf einem Fleck“. Bauhäusler in Krefeld 1922–1971, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 90–155, zu Volger S. 134–143, S. 140