Lorscheidt, Franz — Wohnhäuser Belgische Besatzung

Details

Adresse Von-Steuben-Straße 14-34
Baujahr 1920er-Jahre bis 1926
Architekt Franz Lorscheidt (1887−1962)
Auftraggeber*in Stadt Krefeld, Reichsvermögensamt

Von Steuben Straße 16–18
Von Steuben Straße 30
Von Steuben Straße 16–18
Von Steuben Straße 30

Das Bauprojekt war eine Konsequenz der alliierten Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg, in deren Verlauf alliierte Truppen das entmilitarisierte Rheinland kontrollierten. In Krefeld waren von Dezember 1918 bis zum 31.1.1926 belgische Besatzungstruppen stationiert (in anderen Gebieten bis 1930). Etwa 6000 Soldaten bezogen die Husarenkaserne und dafür hergerichtete Schulgebäude. Die zahlreichen Offiziere lebten zunächst in beschlagnahmten Wohnungen oder bei Familien. Gemäß dem Versailler Vertrag mussten ihnen angemessene Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Das Reichsvermögensamt bewilligte für Krefeld siebzig Häuser, die in zehn Baugruppen unterteilt waren. Mehrere Krefelder Architekten waren an der Erstellung dieser Wohnhäuser beteiligt, von denen die meisten im Norden der Stadt, in der Nähe der Kaserne entstanden. 1Christoph Dautermann, Auf dem Weg in die Moderne. Krefelder Architektur der 1920er-Jahre, Goch 2014 , S. 34–42 Die detaillierte Geschichte der Bauten um die Von-Steuben-Straße kann aufgrund fehlender Quellen noch nicht geschrieben werden. Schwanke klassifiziert die Gruppe als „Straßenrandbebauung aus überwiegend Zwei- bis Vierfamilienhäusern. In ihrer überwiegend neoklassizistischen Gestaltung stellt sie ein Außenseiterprojekt im Krefelder Siedlungsbau dar.“2Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996, S. 98 Dautermann weist auf Unklarheiten bezüglich der Entstehungszeiten der Bauten hin und zweifelt aufgrund des Umfangs auch die alleinige Autorenschaft von Lorscheidt an. 3Christoph Dautermann, Auf dem Weg in die Moderne. Krefelder Architektur der 1920er-Jahre, Goch 2014 , S. 40

Für die Seidenindustrie und ihre Interessensvertretung VdS bedeutete die Besetzung der linksrheinischen Gebiete die Teilung des rheinischen Wirtschaftsraums in einen besetzten und einen nicht besetzten rechtsrheinischen Teil, die auch administrativ nachvollzogen wurde. Zahlreiche Verbände der Branche verlegten ihren Sitz nach Krefeld. Insgesamt blieben die Jahre nach Kriegsende bis zum Ende der Besatzungszeit krisenhaft, was durch die Ruhrbesetzung 1923 noch verschärft wurde, resümiert die Wirtschaftshistorikerin Stefanie van de Kerkhof: „Denn die abgeschnittenen Verkehrswege und die Besatzungsbehörden mit ihren Verfügungen legten laut Horst die Unternehmen vollständig lahm. Eine Besserung trat erst ein nach der Währungsreform und einem vorteilhaften Abkommen, das die Krefelder Industrie- und Handelskammer Ende 1923 mit der interalliierten Rheinlandkommission abschloss.“ 4Stefanie van de Kerkhof, Deutsche Seide in Krieg und Krisen. Der Verein deutscher Seidenwebereien als ökonomischer Motor für Innovationen 1910–1960, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 167