Lennartz, Joseph — St. Martin

Details

Adresse Ispelstraße 79−81
Baujahr 1930/31
Architekt Caspar Lennartz (1879−1949)
Umbau 1968 durch Heinz Döhmen (1927−2019)
Auftraggeberin Kath. Pfarrgemeinde St. Martin

Ansicht 1930er-Jahre (Heimat 2004 S. 24)
Ansicht 2021
Ansicht 1930er-Jahre (Heimat 2004 S. 24)
Ansicht 2021

Neben der Herz-Jesu-Kirche in Bockum ist dies der zweite moderne Kirchenbau in Krefeld. Mit seinen gradlinigen geometrischen Formen und der weitgehend schmucklosen Backsteinfassade ist der Bau Symbol des Reformwillens der katholischen Kirche im Rheinland.

Das Kirchengebäude und Pfarrhaus sollten als Ensemble einen städtebaulichen Akzent setzen, so sah es der Wettbewerb vor. Lennartz ordnete Pfarrhaus, Glockenturm und Kirchenbau versetzt zueinander an. Auf diese Weise ergab sich ein kleiner Vorplatz vor dem ursprünglichen Portal an der Ispelstraße. Historische Bilder zeigen den Portikus mit Rundbogentor unter einem schlanken schmucklosen Metallkreuz und der mit Ziegelornamenten eingefassten Fensterrosette. Er war um einige Stufen erhöht und wurde von Seiteneingängen und schmalen hochrechteckigen Buntglasfenstern flankiert. Im Innenraum befand sich der Altarraum ursprünglich gegenüber dem Portikus. Er war um mehrere Stufen erhöht und mit einer um 3 Meter erhöhten Decke als liturgischer Höhepunkt inszeniert.1Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996, S. 363. Zwischen dem kubischen Baukörper der Saalkirche und der Pfarrei ist der 45 Meter hohe Glockenturm mit (nicht mehr vorhandener) Uhr platziert. Die schmalen, hohen Schallarkaden und die bis zum Dach reichenden Eckverstärkungen des Turms betonen seine Vertikalität.

„Mit hölzener Flachdecke und Rundbogenfenstern griff Lennartz Elemente des romanischen Kirchenbaus auf. Innen wie außen zeichnet sich Lennartz Entwurf (…) durch Einfachheit und strenge Linienführung aus.“2Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996, S. 363 Mit ihren sehr niedrigen gangartigen Seitenschiffen, den weißen Wänden und ihrer Schmucklosigkeit bezieht sich Lennartz hingegen auf die Ideen der liturgischen Bewegung und auf den Reformarchitekten Rudolf Schwarz, der in Aachen lehrte und zu deren Bistum die Pfarrei seit 1930 gehörte.

1968 wurde die Kirche von Heinz Döhmen umgebaut und in diesem Rahmen der Hauptzugang geschlossen. Der Altar befindet sich seitdem an der Stelle des ehemaligen Portals, dessen Fenster von Gustav Fünders, Dozent für Glaskunst an der WKS neu gestaltet wurden. Im vormaligen Altarraum steht heute die Orgel. Mehrere seitlich Türen führen direkt in den Kirchenraum.

Kirchenraum, originaler Zustand 1930er-Jahre (Heimat 2004 S. 25)
Kirchenraum, originaler Zustand 1930er-Jahre (Heimat 2004 S. 25)
Kirchenraum nach Umbau 1968 (StAKR 6866)
Fensterrosette