Kaiser, Willy, Wettstein, Rudolf — Haus Karl Heusgen

Details

Adresse Talring 153
Baujahr 1932
Architekten Willy Kaiser (1908−1980er Jahre), Rudolf Wettstein (1900−1979)
Auftraggeberin Milly Geissen, verh. Heusgen (1905−1981)

Straßenfassade (Foto Kristien Daem 2011)
Südfassade (Foto Kristien Daem 2011)
Fassade zum Hang (Foto Kristien Daem 2011)
Bautafel mit Architektennamen R. Wettstein Krefeld – W. Kaiser Göteburg 1932
Straßenfassade (Foto Kristien Daem 2011)
Fassade zum Hang (Foto Kristien Daem 2011)
Südfassade (Foto Kristien Daem 2011)
Bautafel mit Architektennamen R. Wettstein Krefeld – W. Kaiser Göteburg 1932

Man denkt unvermittelt an Ludwig Mies van der Rohe beim ersten Anblick von Haus Heusgen: eine Komposition aus liegenden weißen Kuben am oberen Ende des ansteigenden Geländes, ein überkragendes Dach auf schlanken, runden Stützen vor den bodentiefen Fenstern, die mit Wandscheiben alternieren, der versteckte Zugang, Natursteinplatten auf der Terrasse. Auch im Inneren finden sich Elemente, die man von Mies kennt, wie eine Holzwand oder Travertin- und Holzböden. Haus Heusgen ähnelt Mies’ Modell-Wohnhaus auf der Bauausstellung 1931 in Berlin.

Die formale Nähe ist kein Zufall: Willy Kaiser, einer der beiden Architekten, die auf der bauzeitlichen Bautafel genannt werden, hatte viele Jahr für Mies gearbeitet. Er betreute den Innenausbau der Häuser Esters und Lange und hatte beim Pavillon der Deutschen Seide für die Weltausstellung in Barcelona 1929 mitgewirkt. Kaiser kannte Mies’ architektonische Sprache, die beiden verstanden sich gut, nicht zuletzt wegen ihrer gemeinsamen Herkunft aus Aachen. Vielleicht hat Mies auch einmal über die Pläne für Haus Heusgen geschaut, belegt ist es nicht. Im umfangreichen Nachlass von Mies gibt es nicht eine einzige Skizze oder Notiz zu diesem Haus. Zeitzeugen berichten, dass die Auftraggeberin Milly Heusgen – von ihr kamen Grundstück und Geld für den Bau – Mies als Architekten des Hauses genannt habe. Dem widersprechen jedoch nicht nur die Bautafel und der von ihr unterzeichnete Bauantrag, die beide die Namen von Kaiser und Wettstein tragen, sondern auch ein Bericht in der Heraklit-Rundschau von 1934/35, in dem Wettstein und Kaiser die Autorenschaft beanspruchen. Allerding haben beide vorher und nachher nichts Vergleichbares entworfen.1Christiane Lange, Ludwig Mies van der Rohe. Architektur für die Seidenindustrie, Berlin 2011, S. 181–1972Eberhard Fehmers, Der Architekt Rudolf Wettstein. Sein Wirken am Niederrhein und insbesondere in Wachtendonk, in: Historischer Verein für Geldern und Umgebung. Geldrischer Heimatkalender 2015, Geldern 2015, S. 232–245 

Mies’ Einfluss ist bei dem Entwurf für Haus Heusgen offensichtlich, unabhängig davon, ob er direkt auf den Entwurf eingewirkt hat oder ob Kaiser sich Mies’ Duktus während seiner Tätigkeit für ihn angeeignet hat.

Auch ohne Mies’ Autorenschaft bleibt das Haus eines der schönsten Beispiele des International Style in Krefeld. Es dürfte die einzige Stahlskelettkonstruktion im Wohnhausbau der Stadt sein und rückt damit eher in die Nähe der Verseidag-Bauten an der Girmesgath (Färberei- und HE-Gebäude, Uhrenturm, Pförtnerloge, Schlichterei, und Filmdruckerei) als der Mies-Bauten auf der Wilhelmshofallee.

Haus Heusgen, Stahlskelettkonstruktion 1932