Adresse Germaniastraße 60
Baujahr 1925/26
Architekt Johannes Vennemann (1895–1968)
Bewohner Wilhelm Graf von Kielmansegg (1897–1934)

Nur ein knappes Jahr hat Wilhelm Graf von Kielmansegg in diesem Haus gewohnt, bevor er im Sommer 1928 nach Basel übersiedelte, um dort die Leitung einer Druckerei zu übernehmen. Zuvor war er vier Jahre für die Verseidag tätig gewesen, vor allem wohl in Schiefbahn im Betrieb von Deuß & Oetker.

Er war ein agiler und überzeugender junger Mann, dem es immer wieder gelang, sich Gehör mit seiner Leidenschaft für das Bauhaus und die Kunst zu verschaffen, so auch beim Verseidag-Gründer Hermann Lange. Es war Kielmansegg, der 1924 Hermann Lange empfahl, bei seiner Suche nach einem passenden Architekten auch die De Stijl-Künstler Oud und van Doesburg zu berücksichtigen, was Lange auch tat. Im selben Jahr brachte Kielmansegg Lange auch mit dem Bauhaus-Direktor Gropius zusammen, als es 1924 darum ging, eine Unterstützung oder sogar einen neuen Standort für das politisch in Bedrängnis geratene Bauhaus zu finden.¹Christiane Lange, Bauhaus nützlich.Die Avantgarde im Auftrag der Seidenindustrie, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 34–35

Das Doppelhaus war 1925/26 von dem Krefelder Architekten Johannes Vennemann geplant worden. Der Backsteinbau mit Walmdach, in das  Zwerchdächer über dem südlichen und nördlichen Vorbauten eingefügt wurden, ist bis auf die ursprünglichen Sprossenfenster erhalten. Die Fassade zur Kaiserstraße wird von Gauben in der Dachfläche und zwei Vorbauten im Erdgeschoss, deren Dächer als Balkone ausgebildet sind, gegliedert.