Hentrich, Helmut & Heuser, Hans — Haus Kurt Engländer

Details

Adresse Kaiserstraße 86
Baujahr 1937-38
Architekten Helmut Hentrich (1905−2001) & Hans Heuser (1904−1953)
Auftraggeber Kurt Engländer (1887−1966)

Straßenseitige Ansicht um 1938
Gartenseitige Ansicht um 1938
Straßenseitige Ansicht 2021
Gartenseitige Ansicht 2021
Straßenseitige Ansicht um 1938
Straßenseitige Ansicht 2021
Gartenseitige Ansicht um 1938
Gartenseitige Ansicht 2021

Das Wohnhaus für Kurt Engländer hat eine eigenwillige Geschichte. Es basiert im wörtlichen Sinne auf einem sehr viel größeren Vorgängerbau, den sich der Chemiefabrikant Dr. August Sachtleben, Inhaber der Gewerkschaft Dr. Sachtleben in Homberg, nach Plänen des Architekten Friedrich Pützer hatte errichten lassen. Erhalten sind auf der Nordseite noch das vormalige Torhaus (heute mit geschlossener Durchfahrt) und Teile der Eingrenzungsmauern. Der Bau war ein weiteres Beispiel für den Trend einiger Krefelder Wirtschaftsbürger mit überregional bekannten Architekten zu arbeiten. 

Nach der Übersiedlung Kurt Engländers 1931 von Berga, wo er den dortigen Betrieb der Verseidag geleitet hatte, nach Krefeld bewohnte er zunächst die Villa Sachtleben, die jedoch wohl auch wegen ihre Ausstattung (nur ein Bad) nicht seinen Vorstellungen entsprach. Spätestens 1937 beauftragte er Hentrich & Heuser mit einem weitgehenden Neubau unter Erhalt des Sockelgeschosses, das jedoch nicht mehr vollständig überbaut wurde. Die Baustoffe aus dem Rückbau reichten nicht nur für das neue Wohnhaus, sondern auch für einen „Haus Erasmus“ genannten Neubau auf dessen Südseite. Es stammt ebenfalls von Hentrich & Heuser. 

Zur Straße hin präsentiert sich das Haus auf dem Natursteinsockel des Vorgängerbaus mit einer symmetrischen Fassade mit Klappläden und tief gezogenem Walmdach, wie es für die Bauten von Hentrich & Heuser in der Zeit typisch war. Der vormalige Vorgarten entlang der Zufahrt durch das Torhaus wurde in Hentrichs Planung eine Zufahrt mit Rondell vor dem nun mittig platzierten Zugang mit zwei Treppen. An der Nordseite des Gebäudes setzt ein kleiner Turm einen vertikalen Akzent. Dahinter erstreckt sich zum Garten hin ein langer Gebäuderiegel. Seine westliche Giebelseite weist ein hohes schmales, als Erker ausgebildetes Fenster auf – auch das ein sich wiederholendes Merkmal der Architektur von Hentrich & Heuser (vgl. Haus Poensgen, Düsseldorf, Rheinallee). Die Gesamterscheinung des Wohnhauses steht nach Stefan Strauß in der Tradition englischer Landhäuser, nimmt aber zugleich Bezug auf die Tradition vielansichtiger Wohnsitze, deren Ansichten unterschiedliche Assoziationen erlauben.1Guido Harbers, Neue Wohnhäuser aus dem Rheinland, in: Der Baumeister 37 (1939), Heft 6, S. 173–1832Stephan Strauß, Wirtschaftsbürgerliches Wohnen in Krefeld 1900–1940. Die Vielfalt der Moderne, in: Lange/Blümm (Hg.), Bauhaus und Textilindustrie. Architektur, Design, Lehre, München 2019, S. 266–311 S. 292–294 (hier fälschlich auf 1934 datiert) 3Sabine Tünkers, Hentrich, Heuser, Petschnigg 1927–1955, Weimar 2000, WV-Nr. 231, Abb. 231.1–2