Erdmenger, Anton — Finanzamt

Details

Adresse Grenzstraße 94−100
Baujahr 1929/30
Architekt Regierungsbaurat Anton Erdmenger (1888−1969)

Ansicht Grenzstraße 2021
Ansicht Uerdingerstraße/Grenzstraße 2021
Ansicht Grenzstraße 2021
Ansicht Uerdingerstraße/Grenzstraße 2021

Früher wären Briefe ans Finanzamt mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt“ zurückgekommen, spöttelte der Künstler Fritz Huhnen in seiner eigenwilligen Chronik der Stadt Krefeld. Nach dem Ersten Weltkrieg war das vorbei. Mit der Erzbergerischen Finanzreform versuchte der junge Staat der Staatsverschuldung beizukommen. So wurde beispielsweise die Einkommenssteuer auf 60 Prozent erhöht, in Preußen hatte sie vor dem Ersten Weltkrieg gerade einmal 4 Prozent betragen.

Neue Steuern wie die Umsatz- und Abgeltungssteuer kamen hinzu. Die Reformen von 1919 bildeten den Grundstein des heutigen Steuersystems.1Stefan Bach, 100 Jahre deutsches Steuersystem. Revolution und Evolution, DIW Berlin 2018 Für die Krefelder Textilunternehmer bedeuteten sie vor allem höhere Abgaben. Ob die erweiterten Anforderungen an die Finanzbehörden Ende der 1920er-Jahre zum Neubau führten, ist nicht überliefert.

Die Entwurfspläne für den Bau kamen vom Landesfinanzamt Düsseldorf und wurden unter der Leitung von Regierungsbaurat Anton Erdmenger umgesetzt. Entlang der Grenzstraße erstreckt sich ein viergeschossiger Bau, der auf beiden Seiten um dreigeschossige, zurückgesetzte Flügel ergänzt wird. Der schmalere Anbau auf der Nordseite beherbergte die Wohnungen für den Amtsvorsteher und den Hausmeister.

Der strenge Bau mit Backsteinfassade auf einem Natursteinsockel ist symmetrisch mit ebenmäßigen Fensterbändern angelegt, das Dach als weit vorkragendes Walmdach ausgebildet. Der in Backstein bzw. Naturstein ausgeführte geometrische Fassadenschmuck betont die horizontalen Fensterbänder. Das mittige Portal wird von einem eisernen Adler bekrönt.

Zwischen 1959 und 1962 erhielt das Gebäude im Norden einen achtgeschossigen Hochhaus-Anbau, der mit dem Altbau über einen gläsernen Gang verbunden ist. An Planung und Ausführungen waren Oberregierungsbaurat Claus Dittler, Josef Wiegand und Helmut Berg beteiligt.2Christoph Dautermann, Auf dem Weg in die Moderne. Krefelder Architektur der 1920er-Jahre, Goch 2014 , S. 873Hans-Peter Schwanke, Architekturführer Krefeld, Krefeld 1996, Nr. 96

Ehemaliger Haupteingang mit Adler 2021