Pfau, Bernhard — Textilforschungsanstalt

Details

Adresse Adlerstraße 1
Baujahr 1951–1958
Architekt Bernhard Pfau (1902–1989)
Auftraggeber*in Stadt Krefeld, Land NRW, Verband der deutschen Seidenindustrie
heutige Nutzung Deutsches Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW)

Veränderte Straßenfassade 2021
Straßenfassade 1960er-Jahre (Postkarte)
Veränderte Straßenfassade 2021
Straßenfassade 1960er-Jahre (Postkarte)

Dem horizontalen Gebäudekomplex der Textilingenieurschule sollte die Textilfoschungsanstalt als zehngeschossige Hochhausscheibe gegenübergestellt werden – als architektonisches Gegengewicht und städtebaulicher Blickpunkt. 

Der Bau ist ein vierachsiger Stahlskelettbau. Die äußeren Stützen laufen vor der Fassade entlang und verjüngen sich nach oben hin. Diese Bauweise garantierte eine optimale Flexibilität bei der Aufteilung der Innenräume. Die Fassade ist mit grünlichen quadratischen, vorgewölbten Metallplatten in Kreuzgratfassung verblendet. Mit der Zusammenlegung der Textilforschungsanstalt mit dem Schulneubau in Nachbarschaft der Färbereischule waren alle für die Textilindustrie relevanten Institute auf fußläufige Entfernungen zusammengerückt.

Wie der südliche (nicht realisierte) Teil des Hauptgebäudes der TIS und der Betonannex ihres Audimax steht auch dieses Gebäude in seinem nördlichen Teil auf drei mittigen Stützen, ergänzt von den an der Gebäudehaut entlang geführten Stützen des Stahlskeletts. Pfau hatte sich vorgestellt, dass zwischen und unter diesen Gebäuden der Verkehr der Menschen (und wohl nicht der Autos) in einer parkähnlichen Anlage frei zirkulieren sollte. Pfau wollte das gesamte Areal „möglichst offen“ bebauen. Eine „vollkommene Garten- und Parklandschaft“ sollte um alle Gebäudeteile geschaffen werden. Die Pläne wurden jedoch nicht vollständig umgesetzt und die Hochhausscheibe nur bis zum dritten Geschoss ausgeführt.

Auch das Zusammenwirken der Gebäude wurde bald durch trennende Hecken und Parkplätze unterwandert. Die Schließung der offenen Teile des Erdgeschosses zerstörte zwischenzeitlich die ursprüngliche Idee fast vollständig. Die Sanierungen der letzten Jahre zielten darauf ab, diese Idee wieder sichtbar zu machen, veränderten jedoch leider die ursprüngliche Fassadenverkleidung.

Die Textilforschungsanstalt Krefeld e. V. (TFA) wurde 1920 von der Krefelder Textilindustrie, den Verbänden der Seiden-, Samt- und Veredlungsindustrie, der Stadt Krefeld und dem „Reichskuratorium zur wissenschaftlichen Förderung der Textilindustrie“ gegründet. Sie war neben der Färberei-und Appreturschule angesiedelt bis sie 1955 in den Neubau von Pfau zog.

Heute liegt die Kernkompetenz des in „Deutsches Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW)“ umbenannten Instituts in der Erarbeitung neuer Technologien für technische und funktionelle Textilien, die in Flugzeugen, Autos, im Baugewerbe und in der Medizin verwendet werden.1Nicolas Beucker/Christiane Lange, Vision und Perspektive. Krefelder Baukultur von Bernhard Pfau, Hochschule Niederrhein, Krefeld 20132Christiane Lange, Die Deutsche Seidenindustrie als Auftraggeber der Moderne, in: Kerstin Plüm (Hg.), Mies van der Rohe im Diskurs. Innovationen – Haltungen –Werke. Aktuelle Positionen, Bielefeld 2013, S. 117–1383Julius Niederwöhrmeier, Das Lebenswerk des Düsseldorfer Architekten Bernhard Pfau (1902–1989), Diss. Darmstadt 1997, S. 205–225 und W141

Straßenfassade 1960er-Jahre (StAKR)
Veränderte rückseitige Fassade 2021
Ansicht vom Audimax der TIS 1960er-Jahre (StAKR 14436 )
Textilforschungsanstalt 1920– 1955, Ansicht 2021