Koch, Hugo

[1846–1921]

Hugo Koch (Heimat 1998 S.141)

Hugo Koch gehörte zu den prägenden und einflussreichen Architekten Krefelds zwischen Gründerzeit und Reformbewegung. Er gestaltete zahlreiche repräsentative öffentliche Gebäude, wie die Stadthalle 1879 (nicht erhalten), Haus Blumental 1898 oder das Zollamt am Hauptbahnhof (in den 1960er-Jahren abgerissen). Auch das Ständehaus am Bismarckplatz wird ihm zugeschrieben.

Er engagierte sich in der Politik und war an der Gründung diverser Vereine beteiligt, für die er auch die benötigten Gebäude plante. So gilt er als Begründer des Museumsvereins und „Vater des Museums“ , das 1897 nach seinen Plänen errichtet und 1912 erweitert wurde.

Beim überregional ausgelobten Wettbewerb zur Errichtung der Stadthalle, den Koch nicht gewonnen hatte, sie dann aber nach seinen Plänen ausführen konnte, löste sein Einfluss schließlich Kritik aus. Die renommierte Deutsche Bauzeitung berichtete offen von Unregelmäßigkeiten beim Auswahlprozess.1Die Konkurrenz für Entwürfe zu einer Stadthalle in Crefeld, in: Deutsche Bauzeitung 11 (1877), S. 417; 1879, S. 476 f. 

Koch trat auch als Architekt von Fest- und Ausstellungsarchitekturen in Erscheinung sowie mit Innenausstattungen. Zu diesem Zweck hatte er sich am überregional bekannten Krefelder Innenausstattungsbetrieb Stroucken beteiligt. 1900 realisierte er für die rheinische Samt- und Seidenindustrie einen spektakulären Messestand für die Weltausstellung in Paris. Der „Schrank“ genannte, begehbare Pavillon aus Holz von 27 Metern Länge, 9 Metern Breite und 7 Metern Höhe mit aufwendigen Glas-, Messing- und Holzmaßwerkarbeiten präsentierte in ca. sechzig Vitrinen die Neuheiten der rheinischen Samt- und Seidenproduktion. Darunter waren diverse Produkte, die in Zusammenarbeit mit Vertretern der Reformbewegung entstanden waren, die Friedrich Deneken, der Leiter des städtischen Museums, nach Krefeld geholte hatte.

Koch hatte auch zu den führenden Vertretern der Seidenindustrie gute Verbindungen. Für Adalbert Oetker plante er ein Wohnhaus und die Fabrikanlage in Schiefbahn. Auch das erste Wohnhaus von dessen Sohn Rudolf in der Bismarckstraße , das Girmes & Oediger später überarbeiteten, geht auf seinen Entwurf zurück, ebenfalls wohl das Wohnhaus Krahnen in der Steinstraße.

Schwanke schuf 1989 einen ersten Überblick über das Werk und die Biografie des Architekten, dem die hier gemachten Angaben entnommen sind. Koch wurde 1846 in Aachen geboren und lebte seit Ende der 1860er-Jahre in Krefeld. Sein Architekturbüro ist ab 1872 belegt, seit 1879 bis zur Auflösung 1943 war es in der Mariannenstraße 69 angesiedelt. 1902 kam sein ältester Sohn Hugo, geb. 1873, ins Unternehmen, der es nach seinem Tod 1921 vollständig übernahm und bis 1943 weiterführte. Schwanke geht davon aus, dass Koch eine erste Ausbildung in Aachen erhielt und sich in Krefeld zum Bauinspektor weiterbildete. Sein Büro führte er als Architekt und Bauunternehmer.2Hans-Peter Schwanke, Hugo Koch. Ein Krefelder Kunstförderer, Architekt und Kunstgewerbler, in: Die Heimat – Krefelder Jahrbuch 60 (1989), S. 141–158